Post by Robert SteigerHallo,
Sorry war jetzt wieder ein paar Tage auf meiner Lieblingsbaustelle und hatte keine Gelegenheit um hier mal reinzuschauen. Erst mal vielen Dank für rege Beteiligung an meiner Problemstellung. Evtl. Muß ich einige Anforderungen noch spezifizieren oder relativieren, wir brauchen nicht unbedingt exakt geometrisch richtiggestellte Abbildungen, aus den Bildern sollen keine Maße genommen werden, präzise Farbtreue oder ein reprotauglicher Weißabgleich sind auch nicht nötig. Der Ing/Techniker/Konstrukteur erkennt üblicherweise, was auf den Bildern zu sehen ist. Ich hoffe, dass ich in der kommenden Woche mal wieder vor Ort komme, und einfach ein paar Beispielbilder von einer typischen Location mache, daran kann man evtl. erläutern, was sein soll und auf was man getrost verzichten kann.
Eine technische Bestandsaufnahme besteht bei uns aus der Begehung und der Sichtung der vorhandenen Dokumentationsunterlagen (Grundrisspläne, Schemata, Datenblätter, Protokolle, etc.) Die Fotos sollen die hieraus gewonnenen Eindrücke abrunden, man erkennt auf den Bildern Abweichungen zu den Plänen und erhält einen Eindruck über den Zustand der Anlagen, Typenschilder z. B. werden separat aufgenommen.
Wenn ich einem typischen Kellerflur bin, dann sehe ich häufig nur ein angestaubtes gedämmtes Rohrleitungspaket, Material, Medium, Fließrichtung, Dämmstärke, Qualität der Befestigung ist mit normaler Kameratechnik nicht erkennbar, dafür bräuchte ich etwas mit Röntgen–Infrarot–Ultraschall–Magnetfeld–Messung mit 3D–Laserscann, da ich so ein Wunderding nicht habe, nehme ich die Pläne und in Ausnahmefällen Schraubenzieher, Hammer und Zange (ich hatte mal mit einer Architektin sowjetischer Bauart zu tun, bei der Diskussion vor Ort über die Brandschutzqualität einer Trockenbauwand griff sie souverän in ihre elegante Handtasche, holte einen soliden Maurerhammer raus und zerlegte mit 5 Schlägen die Wand...).
Es gibt häufig auch Engstellen, bei denen man eine große Kamera mit zugörigem Stativ nicht mitnehmen kann, deswegen muss das System kompakt und handlich sein, wir können uns auch leider keines jungen fitten und günstigen Kameraassis oder eines Trägers bedienen ;-).
Ich schaue mal nach Beispielen aus unserem Tätigkeitsfeld, dann wird man auch sehen, warum sich an solchen aktiven lost Places selten ambitionierte Fotografen blicken lassen.
BTW, lebendige Diskussionen finde ich schön, aber lasst doch bitte die gegenseitigen Anfeindungen außen vor. Jeder, der sich hier beteiligt hat, liefert wertvolle Beiträge aus seinen Erfahrungen, da jeder von bei der Fotografie andere Ziele und Ideen verfolgt, kommt hier solch eine Vielfalt von Meinungen zustande, die für sich genommen zu respektieren sind.
Bis dahin schon mal vorsorglich ein schönes WE
Robert
Die Kardinalfrage ist: WIE gut sichtbar und einschätzbar müssen Details welcher Größe sein.
Ich hatte öfters den Fall, wo es VORHER hieß, daß "nur eine gute Übersicht" sein muss und
kleine Datails "nicht so relevant" sind.
Seitdem bestehe ich IMMER auf einer weitestgehend GENAUEN schriftlichen Fixierung aller
Parameter.
Es ist nämlich ausgesprochen frustrierend, wenn Ergebnisse sich im Nachhinein als unzureichend
präzise harausstellen. Davon hat dann niemand was.
Ich schlage vor, mal mit einer der einfachen One-Shot Kameras einen Test zu machen in einer typischen Umgebung. Z. B. mit einer Theta V als eines der kleinsten und günstigsten Geräte.
Rund 400.-€ Kaufpreis ist, gemessen am Erkenntnisgewinn, sicher verkraftbar und auf jeden Fall
macht sie hinterher Spaß.
NICHTS ist so lehrreich wie ein Versuch in der Praxis unter realistischen Bedingungen um festzustellen, was "geht" und was nicht.
Vielleicht genügt es für Euren Bedarf ja tatsächlich - obwohl ich das nicht glaube. Aber ich kenne ja
Euren Anspruch nicht.
Kannst Du mal ein Beispiel aus der täglichen Praxis zeigen? Wo man z. B. die nötige Größe von Details
einschätzen kann und ebenso die ortstypischen Lichtverhältnisse?
Wenn z. B. sehr enge Stellen wie Schächte usw. aufgenommen werden müssen kann man kleine Kameras auch auf eine Stange montieren und da reinschieben. Licht könnte dann von einer an der Kamera befestigten kleinen LED-Lampe mit einer nackten Birne kommen, die das 360x180° Sichtfeld zum große Teil ausleuchtet und automatisch belichtet wird.
Das Problem bei all diesen Sachen ist: der Teufel steckt im Detail. Und daher sind Dinge wie Belichtungstoleranz/Dynamik ebenso extrem wichtig wie eine hohe Detailgebauigkeit.
Erfahrungsgemäß kriegt man IMMER ein Gadget hin, das eine gute Kombination mehrerer
Anforderungen bietet.
Aber das ist - naheliegenderweise - nicht zuletzt eine Frage des Preises. HIER unbedingt zu sparen war noch nie sinnvoll . . . und es zu übertreiben ebensowenig.
Nur muss man halt herausfinden, wie ein guter Kompromiss aussehen kann. Und DAS lässt sich nicht theoretisch herausfinden, wenn man nicht sehr viele und sehr spezielle Erfahrungen hat.
Größe der Kamera, Licht vor Ort, Befestigungsmöglickeiten auf engem oder gar engstem Raum, Zusatzlicht (das nicht mit im Bildsein darf - was bei 360x180 etwas kompliziert werden kann) usw.
Wir haben mal eine rotierende Kamera an einem Einbeinstativ kopfüber in einen Schacht runtergelsassen
und eine kleine LED-Lampe befestigt, sodaß sie synchron mitrotierte.
Eine streuende weisse Kuppel über dem Lichtaustritt der Lampe (LED-Lenser M7) hat das mit dem Ausleuchten im Automatikmodus der Kamera überraschend gut hinbekommen.
Die Kamera war eine starr montierte Sony Alpha 7 mit einem 1,8/15mm Fisheye von Canon und das Rotieren haben wir per Drehen des Einbeins mit der Hand von oben aus erledigt.
In dem Schacht befanden sich sehr feine und kompliziert verlegte Messleitungen und es gab irgendein Problem mit der Signalführung, was die Ingenieure per Messung verifiziert hatten - wobeio aber nicht klar war, an welcher Stelle sich die Ursache der Störung befand.
Ein anderes Extrem hatten wir bei einer Firma in Frankreich, die auf die Wartung von Windrädern spezialisiert ist.
Denen wurde es mit der Zeit sehr teuer, ständig Höhenkletterer oder Hubschrauber einzusetzen, um andauernd in kurzen Intervallen den Zustrand der Blätter auf Haarrisse usw. zu kontrollieren.
Für die hat Josef eine Sonderform des Panoneed-"Roboter"kopfes entwickelt, bei der auch fotografisch unerfahrene Mitarbeiter das Stativ mit Kopf und Kamera mit einem 800mm Objektiv drauf einfach
an eine bestimmte Stelle neben dem "Mast" stellen und jedes der drei Rotorblätter in eine vordefinierte Position fahren und anhalten.
Kamera und Kopf "scannen" dann jedes der Blätter fotografisch mit hunderten von Aufnahmen von
der Vorder- und der Rückseite und übermitteln die Fotos indie Zentrale, wo sie gestitcht und die Ergebnisse millimeterweise auf Schäden an den Blättern überprüft werden.
Das läuft inzwischen absolut rund.
Die Einsparungen sind trotz hoher Preise für die Hardware - Kamera/Objektiv/Kopf/Stativ kommen zusammen auf rund 23000.-€ - beeindruckend, weil Höhenkletterer und Hubschrauber nun weniger oft antanzen müssen. Da rechnet sich die Hardware innerhalb von ein paar Monaten.
Der Aufwand, die Mitarbeiter einzweisen hielt sich in SEHR engen Grenzen, weil Josef als Ingenieur
und ich als Fotograf das Konzept in aller Bescheidenheit ganz clever ausgetüftelt hatten.
Das bedeutet z. B. zusätzliche und große Bremsscheiben am Kopf, der auch bei sehr starkem Wind
die Segeleigenschaften ;-) des 800mm Objektivs voll im Griff hat.
Es lässt sich also (fast) alles hinkriegen . . :-))
Klaus