Discussion:
SW-Negativfilme - dick oder dünn...
(zu alt für eine Antwort)
HANNES_OCHMANN
2005-12-19 20:21:20 UTC
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Hallo allerseits!

Ich wurde neulich seltsamerweise in eine Diskussion verstrickt, ob man
SW-Negativfilme bei durchschnitllichem (= nicht etxtremen) Kontrastumfang
einer Szene eher etwas (!) zu dick (überbelichtet) oder lieber etwas zu
dünn (unterbelichtet) belichten sollte. Zwei aus meinem Bekanntenkreis
warfen dabei unterschiedliche Argumente in den Raum:

Etwas überbelichten ist immer besser, da nach der Filmentwicklung die
dickere Schicht beim abziehen für einen größeren Reichtum an
Graustufen.sorgen kann. Das Gegenargument: Bei dünneren Negativen läßt sich
der Durchgang der Lichtmenge (des Vergrößerers) besser nuancieren - mit
demselben Ergebnis.

Gibt es in diesem Fall etwa zwei Wahrheiten? Ich zweifele... GR! Hannes
Johannes Leckebusch
2005-12-19 20:36:52 UTC
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Post by HANNES_OCHMANN
Hallo allerseits!
Ich wurde neulich seltsamerweise in eine Diskussion verstrickt, ob man
SW-Negativfilme bei durchschnitllichem (= nicht etxtremen)
Kontrastumfang einer Szene eher etwas (!) zu dick (überbelichtet)
oder lieber etwas zu dünn (unterbelichtet) belichten sollte. Zwei
aus meinem Bekanntenkreis warfen dabei unterschiedliche Argumente in
Etwas überbelichten ist immer besser, da nach der Filmentwicklung die
dickere Schicht beim abziehen für einen größeren Reichtum an
Graustufen.sorgen kann. Das Gegenargument: Bei dünneren Negativen
läßt sich der Durchgang der Lichtmenge (des Vergrößerers) besser
nuancieren - mit demselben Ergebnis.
Zu dünne Negative arbeiten nicht im optimalen Bereich der Schwärzungskurve
und tendieren dazu, in den Schatten Zeichnung zu verlieren. Zu dichte, dh.
unnötig dichte Negative sind eher unschärfer/körniger, schwer zu
vergrößern - wozu also? Optimal belichtet ist optimal belichtet. Und extreme
Überbelichtung führt wieder zu einer Tonwertverflachung.
--
Jödel.
Rainer Knaepper
2005-12-20 19:49:00 UTC
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Moin Johannes,
Post by Johannes Leckebusch
Zu dünne Negative arbeiten nicht im optimalen Bereich der
Schwärzungskurve und tendieren dazu, in den Schatten Zeichnung zu
verlieren. Zu dichte, dh. unnötig dichte Negative sind eher
unschärfer/körniger, schwer zu vergrößern - wozu also? Optimal
belichtet ist optimal belichtet. Und extreme Überbelichtung führt
wieder zu einer Tonwertverflachung.
Wobei "dicht" und "dünn" bei klassischen Silberfilmen auch noch von
der Entwicklungstechnik abhängt. Filme, die in Neofin entwickelt
wurden, sahen /immer/ relativ dünn aus, hatten aber trotzdem den
ganzen Tonwertumfang.

Rainer
--
Ausserdem kann ich mit so einem starken Netzteil schlecht angeben da
es in höheren Lagen kaum noch Auswirkungen auf die Gesamtleistung
des PCs hat ! (Florian Barghorn in de.comp.hardware.graphik)
Franz S. Borgerding
2005-12-19 22:52:05 UTC
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Post by HANNES_OCHMANN
Hallo allerseits!
Moin!
Post by HANNES_OCHMANN
Ich wurde neulich seltsamerweise in eine Diskussion verstrickt, ob man
SW-Negativfilme bei durchschnitllichem (= nicht etxtremen) Kontrastumfang
einer Szene eher etwas (!) zu dick (überbelichtet) oder lieber etwas zu
dünn (unterbelichtet) belichten sollte.
die Frage ist sexy. Normalerweise testet man ja SW-Filme, Entwickler und
entsprechend zugehörige Empfindlichkeit ein.
Das führt dann meist dazu, daß bezogen auf die Herstellerempfehlung
"überbelichtet" wird, weil kaum ein Film seine aufgedruckte
Empfindlichkeit auch wirklich außerhalb der Laborbedingungen des
Herstellers bringt (ich weiß, es gibt nicht wenige Ausnahmen).

Dann gibt es noch die uralte -immer noch gültige- Feinkornregel: Mehr
Licht drauf, kürzer entwickeln. Oder die verschiedensten anderen Tips,
wie man Gradationskurven mittels Belichtung und Entwicklung annähernd
beliebig verbiegen kann.

Und dann gibt es die "Lernregel", daß "schöne" Negative meist viel zu
hart sind und sich das, was optisch eher "flau" aussieht, hinterher
besser und völlig entspannt auf Gradation 2-3 printen läßt.

Spätestens nach etwas Erfahrung und Eintesterei landet man bei "realer
Empfindlichkeit" und darauf angepaßter Entwicklung (z.B. HP5+ auf 250ASA
für 9min in HRX-II), also "Überbelichtung". Und erhält damit gut
printbare "dünnere" Negative.
So'n Graukeil mal mit verschiedenen Belichtungen abknipsen kann dabei
ganz hilfreich sein und braucht nichtmal Meßtechnik im Labor. Alle
anderen Prozeßparameter werden dann in den "persönlichen Faktor"
reingeschlabbert. Das tut, sorgt aber für diese
Entwicklungs-/Belichtungsangaben, die immer mit einem "bei mir"
eingeleitet werden.
Post by HANNES_OCHMANN
Gibt es in diesem Fall etwa zwei Wahrheiten? Ich zweifele... GR! Hannes
Viele Wege führen nach Rom. Der eine bevorzugt die Sänfte, der andere
den Ackerkarren. Einige legen sich ein Nagelbrett in die Sänfte, andere
ein Plüschsofa. Und die ganz harten laufen den Weg zu Fuß ab, damit sie
ihn hinterher aus der Sänfte wiedererkennen:-)

Beste Grüße,
Franz
--
Franz S. Borgerding | Varus war der einzige römische Feldherr,
| dem es gelang, von den Deutschen
| besiegt zu werden.
***@borgerding.de | (Johann Georg August Galletti)
Stefan Nuetzel
2005-12-19 23:48:12 UTC
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On Mon, 19 Dec 2005 21:21:20 +0100, "HANNES_OCHMANN"
Post by HANNES_OCHMANN
Hallo allerseits!
Ich wurde neulich seltsamerweise in eine Diskussion verstrickt, ob man
SW-Negativfilme bei durchschnitllichem (= nicht etxtremen) Kontrastumfang
einer Szene eher etwas (!) zu dick (überbelichtet) oder lieber etwas zu
dünn (unterbelichtet) belichten sollte. Zwei aus meinem Bekanntenkreis
Kommt vielleicht auch auf den Film an. Ob es ein Dünnschichtfilm ist,
ein hochempfindlicher, ein T-Kristaller.....
Post by HANNES_OCHMANN
Etwas überbelichten ist immer besser, da nach der Filmentwicklung die
dickere Schicht beim abziehen für einen größeren Reichtum an
Graustufen.sorgen kann.
Die Frage ist ja schon worauf messen. Wenn man die Kameraautomatik
machen lässt, kommt wieder was anderes raus als wenn der Fachmann
bereits 'auf die Schatten' belichtet ;-)
Post by HANNES_OCHMANN
Das Gegenargument: Bei dünneren Negativen läßt sich
der Durchgang der Lichtmenge (des Vergrößerers) besser nuancieren - mit
demselben Ergebnis.
Alles Quatsch, die Filme wollen in der Regel *richtig* verarbeitet
werden. Das sorgt für das feinste Korn und höchste Schärfe.

Wenn du ein Durchschnittsmotiv vernünftig auf Papier mittlerer
Gradation abziehen kannst, dann hast du den Film richtig belichtet und
entwickelt. Alles andere ist Käse ;-)

Die ganzen angeblichen Tricks dienen ja nur dazu Fehler in der
Belichtungs*messung* zu kompensieren!

Was du brauchst sind Schatten mit Zeichnung, also ist untebelichten
nix, dann sind die Schatten nämlich flau.

Der Überbelichter hat diese Problem schonmal nicht, er hat ja zur
Sicherheit einen zugegeben. Ich würde dann aber immer einen Tick
kürzer Entwickeln, dann sind die Schatten da und die Lichter fressen
nicht aus. Die Negative werden tendenziell weicher, zur Not nimmt man
eben Gradation 31/2.

Also ist überbelichten für den ungeübten *sicherer*. Er opfert
lediglich das letzte Quentchen Schärfe und Feinkörnigkeit. Klar?

;-)
Post by HANNES_OCHMANN
Gibt es in diesem Fall etwa zwei Wahrheiten? Ich zweifele... GR! Hannes
Ja es gibt mehr als zwei Wahrheiten, da die Welt komplizierter ist als
man zunächst glaubt.

Wie der Franz schon anmerkte ist ohne durchgetestete
Verarbeitungskette jede Daumenregel für die Katz'. Und dann nicht jede
Woche einen anderen Entwickler ausprobieren ;-)

Da meiner Meinung nach die meisten Fehler schon beim Messen
(Vollautomatik etc...) und nicht erst beim Belichten gemacht werden,
kann eine solche Diskussion wie oben beschreiben schnell zu konfusen
Argumentationen führen.

Stefan
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