Discussion:
sinnlos fotografieren?
(zu alt für eine Antwort)
Tino Anders
2005-05-03 11:28:14 UTC
Permalink
Hallo!

Im Zusammenhang mit den immer wieder heftig aufflammenden Diskussionen
um z.B. die Fotos des Lüdenscheider Fotoclubs möchte ich mal ein
immerhin fünfzig Jahre altes Zitat von Andreas Feininger einwerfen, in
dem er die Frage nach dem Sinn von Bildern aufwirft:

"Die meisten Amateuraufnahmen (...) gehören in die Gruppe der
persönlichen Erinnerungen und sind darüber hinaus ohne Bedeutung. Es
gibt aber eine andere Gruppe von Amateurfotos - man sieht sie auf
Fotoausstellungen und in den Bilderteilen mancher Fotozeitschriften-,
die meiner Meinung nach überhaupt keinen Sinn haben. Man fragt sich
wirklich, was im Kopf des Fotografen vorgegangen ist, als er
zusammengerollte Shiffstaue am Kai fotografierte, Akte in verdrehten
Posen, die sich bemühen, wie zufällig ihr Gesicht oder unfotografierbare
Teile der Anatomie zu verdecken, alte Männer mit Bärten, alte Frauen,
die Kruzifixe mit knorrigen Händen umklammern, Brillen auf offenen
Büchern, nachgemachte Mönche, Äpfel kauende sommersprossige Jungen und
Stilleben aus Aluminiumtellern und Vasen - unnötige fotografische
Klischees, Bilder ohne Sinn und Bedeutung.
Gelegentlich frage ich Fotografen, warum sie solche Bilder nachmachen.
Ihre Antwort läuft im Grunde auf die Gegenfrage hinaus: Warum nicht?"

Oben aufgezählte Motive sieht man ja häufig genug und jeder von uns hat
sich wohl schon mal aus diesem Vorrat bedient. Und ich denke immer an
Feiningers Kritik, wenn ich solche Bilder sehe und frage mich, ob er
wohl recht hat, wenn er zu dem Schluss kommt, dass es den Fotografen
einfach an eigenen Gedanken und Ideen fehlt und sie deshalb immer wieder
die selben Bilder (nach-)machen.


Gruß, Tino
--
Nek. Oggo
2005-05-03 11:51:46 UTC
Permalink
Tino Anders <***@freenet.de> schrieb:

[...]
Post by Tino Anders
immerhin fünfzig Jahre altes Zitat von Andreas Feininger einwerfen, in
"Die meisten Amateuraufnahmen (...) gehören in die Gruppe der
persönlichen Erinnerungen und sind darüber hinaus ohne Bedeutung. Es
gibt aber eine andere Gruppe von Amateurfotos - man sieht sie auf
Fotoausstellungen und in den Bilderteilen mancher Fotozeitschriften-,
die meiner Meinung nach überhaupt keinen Sinn haben. Man fragt sich
wirklich, was im Kopf des Fotografen vorgegangen ist, als er
zusammengerollte Shiffstaue am Kai fotografierte, Akte in verdrehten
Posen, die sich bemühen, wie zufällig ihr Gesicht oder unfotografierbare
Teile der Anatomie zu verdecken, alte Männer mit Bärten, alte Frauen,
die Kruzifixe mit knorrigen Händen umklammern, Brillen auf offenen
Büchern, nachgemachte Mönche, Äpfel kauende sommersprossige Jungen und
Stilleben aus Aluminiumtellern und Vasen - unnötige fotografische
Klischees, Bilder ohne Sinn und Bedeutung.
Gelegentlich frage ich Fotografen, warum sie solche Bilder nachmachen.
Ihre Antwort läuft im Grunde auf die Gegenfrage hinaus: Warum nicht?"
[...]

Volle Zustimmung und immer noch aktuell, nur wenn man solche Worte in einer
BK äußert, wird man hier und in anderen Fotogruppen rasch zum Buhmann.
Feiniger würde, wohl mit dieser Ansicht hier und anderswo, so man ihn nicht
kennen würde, sehr rasch mit diesen Ansichten als "Troll" o.ä. difamiert.

Eine Frage, die sich (ambitionierte) Amteurfotografen, die nicht nur für die
persönliche Erinnerung fotografieren viel zu selten zu stellen scheinen, ist
in der Tat jene, nach der Intention warum sie das Bild machen.

Grüße
Nek.
Philipp Janßen
2005-05-03 12:09:08 UTC
Permalink
Post by Nek. Oggo
Eine Frage, die sich (ambitionierte) Amteurfotografen, die nicht nur für die
persönliche Erinnerung fotografieren viel zu selten zu stellen scheinen, ist
in der Tat jene, nach der Intention warum sie das Bild machen.
Vermutlich um sich daran zu erfreuen, dass sie die Technik beherrschen.
Darum erfreuen sich ja auch Bücher mit solch "verbindlichen" Anleitungen
für die Bildgestaltung so großer Beliebtheit, weil damit die
Verbindlichkeit der Beherrschung der Technik auch auf die Bildgestaltung
übertragen wird. Daher haben auch die immer gleichen Wettbewerbsbilder
eine so starke normative Kraft, weil sie einen "richtigen" Standard
vorgeben, an dem sich dann alle orientieren können.

Ich denke, dass die Haupmotivation der Meisten sein wird, dass sie gerne
ihre Kamera benutzen wollen. Ist halt ein Hobby. Modellbahnen zu bauen
erfüllt ja auch keinen tieferen Sinn als Modellbahnen zu bauen und wenn
Leute in ihrer Freizeit gerne mit Pferden durch die Gegend reiten, wird
der Weltfrieden dadurch vermutlich auch nicht unmittelbar herbeigeführt.

Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass ich auch eine Zeit lang (und
immer wieder) solche Bilder gemacht habe. Wenn ich dann mal mit einigen
Jahren Abstand im Archiv blättere und bei solchen Bildern sage "Ach wie
schön, eine malerische Wurzel!", bei fotografisch völlig wertlosen
Schnappschüssensich hingegen eine Diskussion über die gute alte Zeit
entsteht, stimmt mich das schon nachdenklich.

Für den Moment kann es Spaß machen, so zu fotografieren. auf längere
Sicht hingegen, bleibt es völlig bedeutungslos. (womit in vielen Fällen
dann auch das Problem der Archivierung und Datensicherung erledigt wäre
;-))

Gruß,
Philipp
--
Vor dem Transport dieser Nachricht bitte die Sicherungsschrauben lösen
und die Signature sowie den Header vorsichtig zurückfalten und
arretieren!
<http://www.philippjanssen.de>
Gregor Kofler
2005-05-03 12:28:14 UTC
Permalink
Post by Philipp Janßen
Ich denke, dass die Haupmotivation der Meisten sein wird, dass sie gerne
ihre Kamera benutzen wollen. Ist halt ein Hobby. Modellbahnen zu bauen
erfüllt ja auch keinen tieferen Sinn als Modellbahnen zu bauen...
Eben. Und die sollen auch noch haaarklein dem Original entsprechen. Nix
mit kreativem Abweichlertum. ;-)


Gregor
--
Landschafts- und Reisefotografie * http://www.gregorkofler.at
Dirk Lucas
2005-05-03 13:05:44 UTC
Permalink
Post by Philipp Janßen
Ich denke, dass die Haupmotivation der Meisten sein wird, dass sie gerne
ihre Kamera benutzen wollen. Ist halt ein Hobby. Modellbahnen zu bauen
erfüllt ja auch keinen tieferen Sinn als Modellbahnen zu bauen und wenn
Leute in ihrer Freizeit gerne mit Pferden durch die Gegend reiten, wird
der Weltfrieden dadurch vermutlich auch nicht unmittelbar herbeigeführt.
Genau, und es gibt zig weitere Bereiche, in denen das ebenso ist. Warum
beispielsweise basteln viele Menschen nach ihrer Midlife-Crisis
irgendwelche unispirierten Gegenstände (Vorzugsweise bemalte
Seidentücher, Stahlinsekten oder ungelenk gestaltete Tonfiguren.), die
dann möglicherweise sogar als Kunst deklariert, im örtlichen
Bürgerzentrum ausgestellt und im Lökalteil des Lokalblättchens
abgedruckt werden?

Letztlich wird die Antwort wohl sein, dass Menschen gerne etwas
erschaffen und dabei ihre Kreativität einsetzen. Nur leider (Oder zum
Glück?) ist die Kreativität dabei nicht allen gleichen Teils gegeben.

Gruß,
Dirk
--
Private Seite: www.lucasmatic.de (Infos zu meiner XF 650 Freewind und mehr.)
Philipp Janßen
2005-05-03 11:56:00 UTC
Permalink
[Feininger]
Dam kann ich voll zustimmen. Diese seltsame Inhaltsleere von vielen
Amateurfotos macht mich auch oft ratlos, was die respektiven Fotografen
eigentlich dazu motiviert.
Oben aufgezählte Motive sieht man ja häufig genug und jeder von uns hat
sich wohl schon mal aus diesem Vorrat bedient. Und ich denke immer an
Feiningers Kritik, wenn ich solche Bilder sehe und frage mich, ob er
wohl recht hat, wenn er zu dem Schluss kommt, dass es den Fotografen
einfach an eigenen Gedanken und Ideen fehlt und sie deshalb immer wieder
die selben Bilder (nach-)machen.
Ich denke schon, dass er Recht hat. Wenn die Leute allerdings damit
glücklich werden solche Bilder zu machen, sollen sie es halt tun. Ich
bin da eher skeptisch was die Langzeitmotivation angeht. Aber es gibt ja
auch viele Leute, die durch die Gegend rennen und Laster, Kräne,
Flugzeuge oder weiß der Teufel was fotografieren. Ich hätte vermutlich
nicht mal Lust hinterher die Bilder von der Karte zu kopieren, andere
bauen sich damit dann riesige Archive von Kranfotos. Jeder so wie er
mag.

Gruß,
Philipp
--
Vor dem Transport dieser Nachricht bitte die Sicherungsschrauben lösen
und die Signature sowie den Header vorsichtig zurückfalten und
arretieren!
<http://www.philippjanssen.de>
Ralf Ramge
2005-05-04 16:33:19 UTC
Permalink
Post by Philipp Janßen
[Feininger]
Dam kann ich voll zustimmen. Diese seltsame Inhaltsleere von vielen
Amateurfotos macht mich auch oft ratlos, was die respektiven Fotografen
eigentlich dazu motiviert.
Widerspruch. Nur weil schon vorher hunderte von sitzenden Frauen gemalt wurden,
ist die "Mona Lisa" kein inhaltsleerer und klischeebelandener Schund.

Es kommt nicht immer darauf an, *was* zu sehen ist. Mitunter kann je nach
Motivation und Zielsetzung wichtiger (oder auch nocht wichtiger) sein, *wie*
etwas zu sehen ist. Oder um wieder ein Beispiel aus einer anderen Kunstform
zu nennen: Goethes Werther gilt nicht als Meisterwerk, weil alle die Handlung
als fürchterlich innovativ und einzigartig empfinden.


Ich gehe jetzt mal noch einen Schritt weiter in Richtung einer bewußten Provokation
durch übertriebene Schwarzweißmalerei. Was wäre mit der These, daß das Motiv
eigentlich der irrelevanteste Aspekt an einer Fotographie ist. Das Inszenieren
und Arrangieren von Bildinhalten kann man lernen, das ist Handwerk. Newton wurde
schließlich auch nicht bekannt, weil er Mick Jagger abgelichtet hat, sondern wegen
der Art und Weise, wie er das tat. Und wer sich auf Inhalte konzentriert, möge
dann doch bitte dem Begriff der "Kunst" fernbleiben und Bilder für eine Zeitung
knipsen, Werbefotograf oder Kriegsberichterstatter werden. Der Feiniger sieht
nur eine häßliche Frau mit einem Kruzifix und wird auch nur eine häßliche Frau
mit Kruzifix auf dem Foto zeigen - der Gestalter hingegen nicht zwingend, sondern
der Betrachter wird sie mit den gleichen Augen sehen wie der Fotograf, hier kann
etwas häßliches z.B. wunderschön werden.

Der letzte Abschnitt war nach meinem Empfinden jetzt vergleichbar überspitzt wie
das Feininger-Zitat, welches letztlich nach meinem Empfinden genauso nur reine
Polemik eines Klugscheißers ist, der seinen persönlichen Geschmack zur allgemeinen
Doktrin erheben möchte. Ich bin der Meinung, die Wahrheit liegt in der Mitte. Niemand
braucht sich auf einen Aussichtspunkt zu stellen und ein Foto vom Matterhorn zu machen.
Wer das haben will, kauft sich besser eine Postkarte, die ist billiger und bietet mit
hoher Wahrscheinlichkeit auch eine bessere Qualität. Aber umgekehrt ist mir ein gut
gestaltetes Foto einer Fassade oder eines Springbrunnens lieber wie ein ach so doller
inhaltlich, der aus künstlerischer Sicht besser in ein Nachrichtenmagazin passt als
in eine Galerie.
Daher ist mein persönlicher Standpunkt und auch der Anspruch, welchen ich an mich
stelle, daß ein wirklich gutes Bild zwei Kriterien erfüllen muß: a) es muß mehr als
nur einwandfrei gestaltet sein, sondern auch etwas bieten, was ein "Fotohandwerker"
so nicht hinbekäme, denn sonst ist es keine Kunst, sondern eine Wandtapete und b) muß
dem Betrachter vermittelt werden, *weshalb* dieses Foto gemacht wurde, denn ansonsten
ist es ja nur für den Fotografen interessant und dann braucht er es auch nicht öffentlich
auszustellen.
Sollte das Feininger-zitat nicht in einen Kontext eingebettet sein, sondern wirklich
so alleine im Raum stehen wie dieses Zitat, dann, sorry, ist er imho nichts weiter als
ein Schwätzer.

Ralf
Sascha Rheker
2005-05-05 08:36:43 UTC
Permalink
Post by Philipp Janßen
[Feininger]
Dam kann ich voll zustimmen. Diese seltsame Inhaltsleere von vielen
Amateurfotos macht mich auch oft ratlos, was die respektiven Fotografen
eigentlich dazu motiviert.
Es gibt Leute die sind Fotografen.

Es gibt Leute die wollen Fotograf werden.

Und es gibt Leute die wollen einen Fotografen darstellen.



Ich denke daß bei vielen dieser Bilder der Wunsch zu fotografieren das
Bedürfnis "etwas zu fotografieren" weit überwiegt bzw. man das gleiche
wie ein Vorbild fotografieren will, aber nicht die gleiche Konsequenz
aufbringen will/kann.

Klassiches Beispiel: Der Profi fährt in ein armes Land, um die
Lebensbedingungen dort zu dokumentieren, begegenet dort Menschen und
fotografiert diese. Der Amateur findet die Bilder toll, will das auch,
bucht eine Puaschalreise nach Indien, macht dort mit dem Tele Bilder
von Einheimischen (denen er aber dabei nicht begegnet) und stellt dann
daheim fest, daß diese nicht die Intesität des Vorbilds haben, also wird
ein asugetrockneter Wüstenboden hinter das Portrait des Kindes mit der
Rotznase einkopiert.




Ähnliches gilt für die massenhafte Nachproduktion von bekannten Bildern
und Motiven (Bryce Canyon als ein Beispiel oder der vermoste Bachlauf
mit verwischtem Wasser).



SASCHA
Ralf R. Radermacher
2005-05-05 08:47:11 UTC
Permalink
Post by Sascha Rheker
Es gibt Leute die sind Fotografen.
Es gibt Leute die wollen Fotograf werden.
Und es gibt Leute die wollen einen Fotografen darstellen.
Du hast die schlimmsten vergessen:

Das sind diejenigen, die solche dämlichen Schubladen hervorkramen und
dann darüber befinden wollen, wer in welche Gruppe gehört.

Was seid Ihr doch für jämmerliche Existenzen.

Ralf
--
Ralf R. Radermacher - DL9KCG - Köln/Cologne, Germany
private homepage: http://www.fotoralf.de
manual cameras and photo galleries - updated Jan. 10, 2005
Contarex - Kiev 60 - Horizon 202 - P6 mount lenses
Sascha Rheker
2005-05-05 09:03:43 UTC
Permalink
Post by Ralf R. Radermacher
Post by Sascha Rheker
Es gibt Leute die sind Fotografen.
Es gibt Leute die wollen Fotograf werden.
Und es gibt Leute die wollen einen Fotografen darstellen.
Das sind diejenigen, die solche dämlichen Schubladen hervorkramen und
dann darüber befinden wollen, wer in welche Gruppe gehört.
Hab ich irgendwen einsortiert?
Post by Ralf R. Radermacher
Was seid Ihr doch für jämmerliche Existenzen.
Du mußt es ja wissen, oder?


SASCHA
Luigi Rotta
2005-05-05 09:20:12 UTC
Permalink
Am Thu, 05 May 2005 11:03:43 +0200 schrieb Sascha Rheker
Post by Sascha Rheker
Hab ich irgendwen einsortiert?
Es gibt Leute die sind Fotografen.
Es gibt Leute die wollen Fotograf werden.
Und es gibt Leute die wollen einen Fotografen darstellen.
Kein Kommentar.
--
Gruss

Luigi


"Künstliche Intelligenz ist das Perpetuum Mobile
der Informationstechnologie."
Ralf R. Radermacher
2005-05-05 21:03:04 UTC
Permalink
Post by Sascha Rheker
Hab ich irgendwen einsortiert?
Hast Du. Spätestens bei dem nachfolgenden Gewäsch zu Indien, Touristen
usw. Das noch zu kommentieren war mir nun wirklich zu blöd.

Ralf
--
Ralf R. Radermacher - DL9KCG - Köln/Cologne, Germany
private homepage: http://www.fotoralf.de
manual cameras and photo galleries - updated Jan. 10, 2005
Contarex - Kiev 60 - Horizon 202 - P6 mount lenses
Juergen Heinzl
2005-05-05 13:02:37 UTC
Permalink
Post by Sascha Rheker
Post by Philipp Janßen
[Feininger]
Dam kann ich voll zustimmen. Diese seltsame Inhaltsleere von vielen
Amateurfotos macht mich auch oft ratlos, was die respektiven Fotografen
eigentlich dazu motiviert.
Es gibt Leute die sind Fotografen.
Es gibt Leute die wollen Fotograf werden.
Und es gibt Leute die wollen einen Fotografen darstellen.
Ich denke daß bei vielen dieser Bilder der Wunsch zu fotografieren das
Bedürfnis "etwas zu fotografieren" weit überwiegt bzw. man das gleiche
wie ein Vorbild fotografieren will, aber nicht die gleiche Konsequenz
aufbringen will/kann.
Klassiches Beispiel: Der Profi fährt in ein armes Land, um die
Lebensbedingungen dort zu dokumentieren, begegenet dort Menschen und
fotografiert diese. Der Amateur findet die Bilder toll, will das auch,
bucht eine Puaschalreise nach Indien, macht dort mit dem Tele Bilder
von Einheimischen (denen er aber dabei nicht begegnet) und stellt dann
daheim fest, daß diese nicht die Intesität des Vorbilds haben, also wird
ein asugetrockneter Wüstenboden hinter das Portrait des Kindes mit der
Rotznase einkopiert.
[-]
Nun vieleicht ein etwas extremes Beispiel, aber imitieren kann ja auch
ein Schritt zur Weiterentwicklung sein wenn es nicht dabei bleibt.

Ein erster Schritt muss aber gemacht werden und es gibt wohl wenige
"Profis" denen eine Kamera in die Hand gedrueckt wurde und deren ersten
10 Filme dann zum Bildband verarbeitet werden konnten.
Post by Sascha Rheker
Ähnliches gilt für die massenhafte Nachproduktion von bekannten Bildern
und Motiven (Bryce Canyon als ein Beispiel oder der vermoste Bachlauf
mit verwischtem Wasser).
[-]
Sowas wie "Fine Art Printer, 1/2005, Seite 26" ist also nur dann
Kunst und ausstellungswuerdig wenn Teil hinter der Kamera Foto-Kuenstler
ist und murksiger Kitsch sonst?

Oder was stellen Bernd & Hilla Becher dar?

Meine mal ehrlich, aber oft macht es doch wirklich nur der Name und
sich einen zu machen benoetigt auch die richtigen Leute kennen und
Verbindungen haben.

Na und letztlich muss man erstmal Fotograf werden wollen um es evtl.
auch zu schaffen. Allen Amateuren allerdings was zu unterstellen
ist IMHO reichlich ueberheblich.

Es gibt ja auch sowas wie Spass an etwas haben und sollte irgendein
Muffelgesicht ein Problem damit haben das ich einfach Spass an etwas
habe darf er es *gerne* behalten.

Cheers,
Juergen
Sascha Rheker
2005-05-05 14:43:23 UTC
Permalink
Post by Juergen Heinzl
Post by Sascha Rheker
Post by Philipp Janßen
[Feininger]
Dam kann ich voll zustimmen. Diese seltsame Inhaltsleere von vielen
Amateurfotos macht mich auch oft ratlos, was die respektiven Fotografen
eigentlich dazu motiviert.
Es gibt Leute die sind Fotografen.
Es gibt Leute die wollen Fotograf werden.
Und es gibt Leute die wollen einen Fotografen darstellen.
Ich denke daß bei vielen dieser Bilder der Wunsch zu fotografieren das
Bedürfnis "etwas zu fotografieren" weit überwiegt bzw. man das gleiche
wie ein Vorbild fotografieren will, aber nicht die gleiche Konsequenz
aufbringen will/kann.
Klassiches Beispiel: Der Profi fährt in ein armes Land, um die
Lebensbedingungen dort zu dokumentieren, begegenet dort Menschen und
fotografiert diese. Der Amateur findet die Bilder toll, will das auch,
bucht eine Puaschalreise nach Indien, macht dort mit dem Tele Bilder
von Einheimischen (denen er aber dabei nicht begegnet) und stellt dann
daheim fest, daß diese nicht die Intesität des Vorbilds haben, also wird
ein asugetrockneter Wüstenboden hinter das Portrait des Kindes mit der
Rotznase einkopiert.
[-]
Nun vieleicht ein etwas extremes Beispiel, aber imitieren kann ja auch
ein Schritt zur Weiterentwicklung sein wenn es nicht dabei bleibt.
Eben, wenn es nicht dabei bleibt. Aber hier geht es ja nicht um
irgendwelche Übungen, sondern um Bilder die als
Post by Juergen Heinzl
Ein erster Schritt muss aber gemacht werden und es gibt wohl wenige
"Profis" denen eine Kamera in die Hand gedrueckt wurde und deren ersten
10 Filme dann zum Bildband verarbeitet werden konnten.
Das hab ich doch garnicht gesagt. Aber wenn man die ersten 10 Filem als
Bildband veröffentlich, wird man auf Unverständnis soßen.
Post by Juergen Heinzl
Post by Sascha Rheker
Ähnliches gilt für die massenhafte Nachproduktion von bekannten Bildern
und Motiven (Bryce Canyon als ein Beispiel oder der vermoste Bachlauf
mit verwischtem Wasser).
[-]
Sowas wie "Fine Art Printer, 1/2005, Seite 26" ist also nur dann
Kunst und ausstellungswuerdig wenn Teil hinter der Kamera Foto-Kuenstler
ist und murksiger Kitsch sonst?
Weiß ich nicht, kann ich hier auch nicht sehen. Wenn es sich um ein Bild
vom Bryce Canoyon handeln sollte, müßte es schon technisch und
künstlerisch sehr gut gemacht sein um nicht in der Masse unterzugehen.
Post by Juergen Heinzl
Oder was stellen Bernd & Hilla Becher dar?
Vielleicht ist es ja andersrum, und die Bilder der beiden sind so gut,
daß sie deswegen als Künstler gelten?
Post by Juergen Heinzl
Meine mal ehrlich, aber oft macht es doch wirklich nur der Name und
sich einen zu machen benoetigt auch die richtigen Leute kennen und
Verbindungen haben.
Eine Portion Glück gehört immer dazu, wie in jeder anderen Branche auch,
aber den Erfolg anderer immer nur dem Namen (den haben sie sich ja auch
erstmal machen müssen, oder?) oder irgendwelchen Beziehungen
zuzusprechen, finde ich albern.
Post by Juergen Heinzl
Na und letztlich muss man erstmal Fotograf werden wollen um es evtl.
auch zu schaffen. Allen Amateuren allerdings was zu unterstellen
ist IMHO reichlich ueberheblich.
Das hab ich auch nicht getan, aber wenn man Fotograf werden will, muß
man manche Dinge auch konsequent betreiben, für manche Amateure
beschränkt sich das aber leider darauf ständig neue Kameras zu kaufen
und statt sich mal damit zu beschäftigen, wie man den Grünstich aus dem
Himmel bekommt u.ä.
Post by Juergen Heinzl
Es gibt ja auch sowas wie Spass an etwas haben und sollte irgendein
Muffelgesicht ein Problem damit haben das ich einfach Spass an etwas
habe darf er es *gerne* behalten.
Wenn dem so wäre dürfte es Dir den Spaß nicht nehmen, wenn jemand hier
was an einem Bild kritisiert im Zweifelsfall kann man ja sogar was lernen.

Ansonsten kann man ja auch super zum Spaß fotografieren, auch ohne die
Bilder anderen zu zeigen.


SASCHA
Luigi Rotta
2005-05-05 18:29:40 UTC
Permalink
Am Thu, 5 May 2005 15:02:37 +0200 schrieb Juergen Heinzl
Post by Juergen Heinzl
Nun vieleicht ein etwas extremes Beispiel, aber imitieren kann ja auch
ein Schritt zur Weiterentwicklung sein wenn es nicht dabei bleibt.
Ein erster Schritt muss aber gemacht werden und es gibt wohl wenige
"Profis" denen eine Kamera in die Hand gedrueckt wurde und deren ersten
10 Filme dann zum Bildband verarbeitet werden konnten.
Ich kenne keinen erfolgreichen Künstler, der sich nicht intensiv
mit "alten Meistern" auseinandergesetzt hat. Selbst Albrecht Dürer
hat seine Altvorderen studiert und sich an ihren Werken versucht.

Wenn ich nicht weiss, was andere schon gemacht haben so würde ich
höchstens das Rad neu erfinden. In dieser Zeit sind mir die anderen
mit kopierten Rädern längst davongefahren.
--
Gruss

Luigi


"Künstliche Intelligenz ist das Perpetuum Mobile
der Informationstechnologie."
Andreas Urbanek
2005-05-03 12:38:26 UTC
Permalink
also schrieb Tino Anders...
Oben aufgezählte Motive sieht man ja häufig genug...
Die Liste lässt sich fortsetzen. Zur Zeit sind Industrieruienen Mode und
ich gebe zu, gleichfalls bröckeliges Gemäuer abzulichten. Einfach so,
nur um das Handwerk zu erlernen. Ich zeige die Aufnahmen nicht herum,
ich will einfach nur üben.
einfach an eigenen Gedanken und Ideen fehlt und sie deshalb immer wieder
die selben Bilder (nach-)machen.
Wenn ein Klavierschüler scheinbar endlos "Für Elise" klimpert, ist das
sicher nicht sehr kreativ, ob es deswegen gleich sinnlos sein muss?
BTW hat Feininger nicht unrecht, nur wenn ich mir unter diesem Aspekt
Bilder von Häusser, Ritts oder Erwitt ansehe, kann ich meine Ausrüstung
gleich auf eBay verticken und mich in den freien Stunden in die
Bibliothek setzen.

/urbi
--
Die Ehe ist ein Versuch, zu zweit mit den Problemen fertig zu werden,
die man alleine nie gehabt hätte. Woody Allen
Thomas Kaessner
2005-05-04 06:02:21 UTC
Permalink
Hallo,
Post by Andreas Urbanek
Die Liste lässt sich fortsetzen. Zur Zeit sind Industrieruienen Mode und
ich gebe zu, gleichfalls bröckeliges Gemäuer abzulichten. Einfach so,
nur um das Handwerk zu erlernen. Ich zeige die Aufnahmen nicht herum,
ich will einfach nur üben.
ich persönlich finde auch nicht jedes Bild von bröckelndem
Gemäuer schön, aber einen Vorteil hat die Ruine, sie
verschwindet vermutlich in einem Zeitraum, den wir erleben
könnten.
Damit haben Fotos von Industrieruinen oft auch schon für uns
einen dokumentarischen Charakter und im Gegensatz zu Fotos
von Kirchen, Denkmälern o.ä. lassen sich die Unterschiede
innerhalb unserer Lebzeit ausreichend ausmachen.
Für mich liefern Ruinenfotos oft mehr Ansätze über die
Vergangenheit, als 100 Jahre alte Postkarten, was weiß ich,
unter welchen Rahmenbedingungen die aufgenommen wurden,
zeigen diese einen Normalzustand?

Über Geschmack, Kunst- und Wahrheitsgehalt kann man
trefflich streiten. Ich möchte aber den Punkt "soziologische
Aspekte in Kritikergruppen" einmal ausblenden:-)

Viele Grüße
Thomas
--
fotolastiges : http://www.gelbfilter.de/

t(r)apsiges : Werbung bitte nur an
***@gelbfilter.de
Juergen Heinzl
2005-05-03 12:57:53 UTC
Permalink
Post by Tino Anders
Hallo!
Im Zusammenhang mit den immer wieder heftig aufflammenden Diskussionen
um z.B. die Fotos des Lüdenscheider Fotoclubs möchte ich mal ein
immerhin fünfzig Jahre altes Zitat von Andreas Feininger einwerfen, in
"Die meisten Amateuraufnahmen (...) gehören in die Gruppe der
persönlichen Erinnerungen und sind darüber hinaus ohne Bedeutung. Es
gibt aber eine andere Gruppe von Amateurfotos - man sieht sie auf
Fotoausstellungen und in den Bilderteilen mancher Fotozeitschriften-,
die meiner Meinung nach überhaupt keinen Sinn haben. Man fragt sich
wirklich, was im Kopf des Fotografen vorgegangen ist, als er
zusammengerollte Shiffstaue am Kai fotografierte, Akte in verdrehten
Posen, die sich bemühen, wie zufällig ihr Gesicht oder unfotografierbare
Teile der Anatomie zu verdecken, alte Männer mit Bärten, alte Frauen,
die Kruzifixe mit knorrigen Händen umklammern, Brillen auf offenen
Büchern, nachgemachte Mönche, Äpfel kauende sommersprossige Jungen und
Stilleben aus Aluminiumtellern und Vasen - unnötige fotografische
Klischees, Bilder ohne Sinn und Bedeutung.
Gelegentlich frage ich Fotografen, warum sie solche Bilder nachmachen.
Ihre Antwort läuft im Grunde auf die Gegenfrage hinaus: Warum nicht?"
[-]
Nun solche Bilder gibt es nicht nur massig von Amateuren.

Na und oft gesehene Bilder von Baumen, Landschaften und fuelligen
Damen haengen sogar im Louvre!
Post by Tino Anders
Oben aufgezählte Motive sieht man ja häufig genug und jeder von uns hat
sich wohl schon mal aus diesem Vorrat bedient. Und ich denke immer an
Feiningers Kritik, wenn ich solche Bilder sehe und frage mich, ob er
wohl recht hat, wenn er zu dem Schluss kommt, dass es den Fotografen
einfach an eigenen Gedanken und Ideen fehlt und sie deshalb immer wieder
die selben Bilder (nach-)machen.
[-]
Weil Bilder keinen Sinn und keine Bedeutung haben muessen? Auch die
Mona Lisa hat ja erstmal keinen Sinn und einen Haufen Fett irgendwo in
die Ecke werfen weil es irgendwie anders ist und man Beuys heisst
ist IMHO auch nicht gerade der Brueller.

Zumindest bei Amateuren sollte wohl doch der Spass und die Freude im
Vordergrund stehen und nicht die Suche nach dem Sinn und der
Versuch einer inhaltlichen Analyse.

Oder um mal die Peanuts zu zitieren - "Ein Gedicht zu interpretieren
ist als wollte man den Sonnenuntergang erklären".

Von daher - eben, warum eigentlich nicht?

Enjoy,
Juergen
Frank Kemper
2005-05-03 13:14:13 UTC
Permalink
Post by Juergen Heinzl
Na und oft gesehene Bilder von Baumen, Landschaften und fuelligen
Damen haengen sogar im Louvre!
Das sind ja in der Regel auch von Profis gemachte Auftragsarbeiten ("Mach mir eine
Landschaft für mein Stadtpalais/ein biblisches Motiv für meine Kirche/eine nackte Frau
für mein Herrenzimmer"). Wer ein Bild sehen wollte, musste es sich selbst malen
oder malen lassen, denn Bildbände und Kunstdrucke gab es noch nicht. Viele Amateure
wären vermutlich froh und glücklich, wenn man ihnen Motivvorgaben machen würde. Sie
würden sich dann anerkannt fühlen.

Frank
--
please replace spam-muelleimer with fk-newsgroups for e-mail contact

Citroen - Made in Trance
Juergen Heinzl
2005-05-03 13:32:21 UTC
Permalink
Post by Frank Kemper
Post by Juergen Heinzl
Na und oft gesehene Bilder von Baumen, Landschaften und fuelligen
Damen haengen sogar im Louvre!
Das sind ja in der Regel auch von Profis gemachte Auftragsarbeiten ("Mach mir eine
Landschaft für mein Stadtpalais/ein biblisches Motiv für meine Kirche/eine nackte Frau
für mein Herrenzimmer"). Wer ein Bild sehen wollte, musste es sich selbst malen
oder malen lassen, denn Bildbände und Kunstdrucke gab es noch nicht. Viele Amateure
wären vermutlich froh und glücklich, wenn man ihnen Motivvorgaben machen würde. Sie
würden sich dann anerkannt fühlen.
[-]
Nun solche Vorgaben finden sich aber doch massig in Zeitschriften und
auf Ausstellungen. Im Grunde also wird nur, mehrheitlich, dass gemacht
was breite Akzeptanz findet und die Frage "Warum nicht?" ist so wohl
gerechtfertigt, denn nicht jeder Amateur hat halt das bestreben einsam
und verarmt als verkanntes Genie zu versterben.

Anderes ist IMHO sowieso eher selten, aber als Beispiel was mir sehr gut
gefallen hat - "Tier-Stücke" von Edgar L. in "Profi Photo 1/2005". Hat den
Kodak Nachwuchs Foerderpreis bekommen und Bilder sollten sich so
auch im WWW finden lassen.

Fand (und finde ich natuerlich immer noch) wirklich klasse,
Juergen
Hans Sterr
2005-05-05 17:36:48 UTC
Permalink
Post by Juergen Heinzl
Weil Bilder keinen Sinn und keine Bedeutung haben muessen? Auch die
Mona Lisa hat ja erstmal keinen Sinn und einen Haufen Fett irgendwo in
die Ecke werfen weil es irgendwie anders ist und man Beuys heisst
ist IMHO auch nicht gerade der Brueller.
Kunstfeindlichkeit ist in jedem Falle keine Hilfestellung zum Verständnis
der Welt. Das "einen Haufen Fett irgendwo in die Ecke werfen" HAT Sinn; das
lässt sich auch leicht herausfinden, wenn man ich ein bisschen mit dem Leben
von Beuys beschäftigt und so die Vergangenheitsbewältigung in seinen Werken
erkennt. Aber sich mit Kunst auseinander zu setzen ist für Dich, nehme ich
an, wohl "auch nicht gerade der Brueller"? Und ich schiebe noch eine
Vermutung hinterher: Du sagst gerne "Ich kenne mich ja in der Kunst nicht
aus, aber ich weiß, was schön ist". Ja? Na dann.

Gruß, Hans
Sascha Rheker
2005-05-05 16:40:23 UTC
Permalink
Post by Hans Sterr
Post by Juergen Heinzl
Weil Bilder keinen Sinn und keine Bedeutung haben muessen? Auch die
Mona Lisa hat ja erstmal keinen Sinn und einen Haufen Fett irgendwo in
die Ecke werfen weil es irgendwie anders ist und man Beuys heisst
ist IMHO auch nicht gerade der Brueller.
Kunstfeindlichkeit ist in jedem Falle keine Hilfestellung zum Verständnis
der Welt. Das "einen Haufen Fett irgendwo in die Ecke werfen" HAT Sinn; das
lässt sich auch leicht herausfinden, wenn man ich ein bisschen mit dem Leben
von Beuys beschäftigt und so die Vergangenheitsbewältigung in seinen Werken
erkennt.
Ja, aber wenn das nun 1000 Amateurkünstler mit feinster Kerrygold Butter
1:1 nachempfinden, ist das weder neu, noch aufregend, noch Kunst...


SASCHA
Ralf Junge
2005-05-03 13:43:22 UTC
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Post by Tino Anders
Und ich denke
immer an Feiningers Kritik, wenn ich solche Bilder sehe und frage
mich, ob er wohl recht hat, wenn er zu dem Schluss kommt, dass es den
Fotografen einfach an eigenen Gedanken und Ideen fehlt und sie
deshalb immer wieder die selben Bilder (nach-)machen.
Ich denke eigentlich nicht, dass ich sinnlos rumfotografiere. Wenn ich
Lust zum Fotografieren habe, dann stelle ich mir - falls es nicht schon
von außen bestimmt gibt - selbst eine Aufgabe und versuche diese dann zu
lösen. Falls ich z.B. in einem Kaff bin, wo es eigentlich nichts gibt -
und Blümchen mag ich nicht fotografieren - dann will ich beispielsweise
eine Postkarte von dem Dorf machen (die sich gut verkaufen müßte und das
Dorf charakterisieren...) oder welche Leute sind typisch für dieses
Nest. Solche Fotos könnten auch für eine Chronik oder so sein. Oft ziehe
ich dass dann aber nicht durch, sprich ich biete das fertige Ergebnis
nicht dem fiktiven Aufgabensteller an (da muss ich noch besser werden).
Die Aufgabe kann aber auch technischer Natur sein, z.B. um neue
Ausrüstungsgegenstände beherrschen zu lernen und in den wichtigen
Situationen dann zu wissen, was was wie tut.

Ralf J.
--
In der endlichen Zeit sollte Unendliches entstehen.

Email: ***@zeit-fuers-leben.de
Web: http://www.zeit-fuers-leben.de | http://www.junge-fotos.de
Bodo Malo
2005-05-03 15:47:33 UTC
Permalink
sinnlose fotografie
sinnlose malerei
sinnloses musizieren
sinnloses wandern
sinnloses schreiben...


Und jetzt suchen wir mal alle nach dem Sinn.
Denn der Sinn liegt immer irgendwo drin.
Ja, wo ist er denn, wo bleibt er denn,
wo hat er sich versteckt?
Hat von Ihnen vielleicht jemand
den Sinn entdeckt?

Und jetzt suchen wir mal alle nach dem Sinn.
Ja, wo ist denn der Sinn schon wieder hin?
Schnell, wir müssen uns beeilen.
Hinter jeder dieser Zeilen
kann er kauern, mauern, lauern
sich verstecken, Zähne blecken,
schlichte Herzen derb erschrecken,
in Kritiken schwadronieren, resümieren, reüssieren,
als Erleuchtung sich gerieren ...
Helft mir doch - da geht er hin:
der Sinn.

(K. Wecker)


Tja, jeder macht sich so seine sinnlosen Gedanken. Um mal beim
Thema zu bleiben - der Fotoclub über den es geht macht bessere
Bilder als 98% aller BK die hier dargeboten werden. Und nachmachen
ist eine Kunst - zumindest in China.
Rainer Knaepper
2005-05-04 05:58:00 UTC
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Moin Bodo,
Post by Bodo Malo
(K. Wecker)
danke, der Text schwirrte mir bruchstückhaft im Kopfe herum, konnte
mich aber nicht erinnern, von wem der war.
Post by Bodo Malo
Und nachmachen
ist eine Kunst - zumindest in China.
Viele Maler haben immer wieder dasselbe Thema oder sogar dasselbe
Motiv variiert.

Rainer (aus der eher dokumentarischen Ecke winkend, aber auch die
amöne Landschaft liebend)
--
Hoho ho ho ho ho hoho Hohohohohoho.
Erik Krause
2005-05-03 16:35:47 UTC
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Post by Tino Anders
Es
gibt aber eine andere Gruppe von Amateurfotos - man sieht sie auf
Fotoausstellungen und in den Bilderteilen mancher Fotozeitschriften-,
die meiner Meinung nach überhaupt keinen Sinn haben.
Herr Feininger hatte sicher pädagogisches im Sinn (!) als er das
schrieb. Ich kenne zwar das Werk nicht, hoffe aber mal zu seinen
Gunsten, daß er dann vielleicht noch Tips liefert, wie man zu anderen,
besseren Bildern kommt.

Ansonsten ist Sinnfragen zu stellen so ziemlich das sinnloseste
Unterfangen überhaupt. Man kann den intelligentesten aller Computer 9
Millionen Jahre rechne lassen und er wird eine unbefriedigende Antwort
geben: 42
--
Neu hier? Fragen? -> http://www.drf-faq.de/
Schärfentiefe- etc.- Rechner: http://www.erik-krause.de/schaerfe.htm
Verzeichnung? http://www.erik-krause.de/verzeichnung
Kontrastprobleme? http://www.erik-krause.de/kontrast
Peter Fronteddu
2005-05-04 05:48:45 UTC
Permalink
Post by Erik Krause
Ansonsten ist Sinnfragen zu stellen so ziemlich das sinnloseste
Unterfangen überhaupt.
Sehe ich anders. Solange ich nur für mich fotografiere und meine Bilder
nicht über mein Arbeitszimmer hinaus zu sehen ist, braucht die
Fotografiererei keinen "Sinn", brauchen die Bilder keine "Aussage". Es
reicht vollkommen, wenn mir das Fotografieren als solches Spass macht,
ich gerne mit Technik spiele - sprich, ich persönlich auf irgendeine
Weise Freude an dem habe, was ich mache - das ist Sinn genug.

Falls ich aber die Bilder auch anderen zeigen möchte und falls ich den
Anspruch habe, dass andere erkennen sollen, warum ich ein Bild gemacht
habe, und warum so, und nicht anders - dann sollte ich mir schon
überlegen, warum ich ausgerechnet dieses Bild zeige. Welchen "Sinn" das
Bild hat, welche "Aussage" es haben soll, und ob ich es so gestaltet
habe, dass das beim Betrachter rüberkommt. Damit kann man zwar daneben
liegen, aber das gehört eben zum Lernprozess.

Die bunten Taurollen sind ein nettes Beispiel. Die zeigen gar nichts,
ausser etwas über den Fotografen. Ob er die Kamera gerade halten kann,
mal ein Buch zur Bildgestaltung in der Hand hatte, ob er Tonwerte und
Farben im Griff hat. Sonst nix. Nix über die Stimmung an dem Ort der
Aufnahme, keine Story, keine Beziehungen, nix nada, nur ein Tau ;) Ich
hab genug solche Bilder, *mir* sagen die selbst nichts mehr, ausser dass
ich richtig belichtet hab und meine MAT recht gute Schärfe hat ;)

Genau so hab ich früher fotografiert, gerade im Urlaub. Bloss schauen,
dass nur keine Menscherl die Komposition stören. Immer schön knallig
bunt, goldener Schnitt, Farbflächen, Struktur blabla. Wie der Urlaub
war, kann ich an den Bilder nicht mehr erkennen.
Wenn ich heute - unserem Kind sei Dank - wie ein Blöder draufhalte,
Kind vor Ferienhaus, Kind beim Essen, Kind in Venedig :-) - dann sagen
die Bilder anderen auch nix. Aber wenigstens dienen sie mir und den
Beteiligten als Erinnerungsstütze ;) Natürlich langweile ich nicht die
Öffentlichkeit damit.

Wenn man was zu sagen hat, soll man was sagen. Hat man nichts zu sagen,
ists besser, man hält die Klappe. So sehe ich das auch mit Bildern. Mir
erscheint es so, dass viel zu viele Bilder gezeigt werden, um anderen zu
demonstrieren, wie toll das neue Makro, das neue Tele ist, wie toll man
das umsetzt, was man gerade im Fotobuch gelesen hat. Das ist öde. Ein
Bild soll nichts über mich erzählen, sondern etwas über das, was man auf
dem Foto sieht. Und was bitte erzählt mir die 4398ste Biene auf Blüte?
;) Das ist Technikwixerei.

Grüße
Peter
Hans Sterr
2005-05-05 17:52:58 UTC
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Obwohl ich Peter in vielem zustimme, trotzdem noch ein Widerspruch, den
ich - ein kurzer Ausflug - mit dem Bergsteigen begründen möchte:

Ich gehe gerne Bergsteigen; Klettern, Hochtouren, Klettersteige, Wandern ...
fast jede Spielart. Ich bin Tourenführer beim Alpenverein, und das heißt:
Ich bin im Bergsteigen besser als viele unserer Mitglieder und kann sie
deshalb führen.

Das "Problem": Ich bin nicht der beste meines Fachs; an die Messners und
Kammerlanders kann ich nicht heran. In der Logik Feiningers (und vieler
anderer hier in der NG) müsste ich damit sofort mit dem Bergsteigen
aufhören, oder genauer: Für mich alleine dürfte ich noch kraxeln, aber
andere sollten daran nicht teilnehmen. He, Leute! Macht mir aber Spaß! Und
ich zwinge ja auch keinen mitzugehen, sondern die machen das freiwillig!

Und genau so schauen sich ja auch die Leute meine Bilder oder die von
anderen an, niemand zwingt sie dazu, und BK ist immer und überall erlaubt -
gerade weil es viele gibt, die eben solche Bilder nicht hinkriegen, und
trotzdem es viele gibt, die's besser können.

Sinnlos wäre es nur, sich etwas anzuschauen, das einem schon a priori auf
die Nerven geht (und bei manchen in der NG habe ich den Eindruck, sie geben
sich das absichtlich, damit sie dann rummaulen können). Wenn mich die Mona
Lisa nervt: Wieso dann in den Louvre?

Gruß, Hans
Post by Peter Fronteddu
Post by Erik Krause
Ansonsten ist Sinnfragen zu stellen so ziemlich das sinnloseste
Unterfangen überhaupt.
Sehe ich anders. Solange ich nur für mich fotografiere und meine Bilder
nicht über mein Arbeitszimmer hinaus zu sehen ist, braucht die
Fotografiererei keinen "Sinn", brauchen die Bilder keine "Aussage". Es
reicht vollkommen, wenn mir das Fotografieren als solches Spass macht, ich
gerne mit Technik spiele - sprich, ich persönlich auf irgendeine Weise
Freude an dem habe, was ich mache - das ist Sinn genug.
Falls ich aber die Bilder auch anderen zeigen möchte und falls ich den
Anspruch habe, dass andere erkennen sollen, warum ich ein Bild gemacht
habe, und warum so, und nicht anders - dann sollte ich mir schon
überlegen, warum ich ausgerechnet dieses Bild zeige. Welchen "Sinn" das
Bild hat, welche "Aussage" es haben soll, und ob ich es so gestaltet habe,
dass das beim Betrachter rüberkommt. Damit kann man zwar daneben liegen,
aber das gehört eben zum Lernprozess.
Die bunten Taurollen sind ein nettes Beispiel. Die zeigen gar nichts,
ausser etwas über den Fotografen. Ob er die Kamera gerade halten kann, mal
ein Buch zur Bildgestaltung in der Hand hatte, ob er Tonwerte und Farben
im Griff hat. Sonst nix. Nix über die Stimmung an dem Ort der Aufnahme,
keine Story, keine Beziehungen, nix nada, nur ein Tau ;) Ich hab genug
solche Bilder, *mir* sagen die selbst nichts mehr, ausser dass ich richtig
belichtet hab und meine MAT recht gute Schärfe hat ;)
Genau so hab ich früher fotografiert, gerade im Urlaub. Bloss schauen,
dass nur keine Menscherl die Komposition stören. Immer schön knallig bunt,
goldener Schnitt, Farbflächen, Struktur blabla. Wie der Urlaub war, kann
ich an den Bilder nicht mehr erkennen.
Wenn ich heute - unserem Kind sei Dank - wie ein Blöder draufhalte, Kind
vor Ferienhaus, Kind beim Essen, Kind in Venedig :-) - dann sagen die
Bilder anderen auch nix. Aber wenigstens dienen sie mir und den
Beteiligten als Erinnerungsstütze ;) Natürlich langweile ich nicht die
Öffentlichkeit damit.
Wenn man was zu sagen hat, soll man was sagen. Hat man nichts zu sagen,
ists besser, man hält die Klappe. So sehe ich das auch mit Bildern. Mir
erscheint es so, dass viel zu viele Bilder gezeigt werden, um anderen zu
demonstrieren, wie toll das neue Makro, das neue Tele ist, wie toll man
das umsetzt, was man gerade im Fotobuch gelesen hat. Das ist öde. Ein Bild
soll nichts über mich erzählen, sondern etwas über das, was man auf dem
Foto sieht. Und was bitte erzählt mir die 4398ste Biene auf Blüte? ;) Das
ist Technikwixerei.
Grüße
Peter
Gerrit Brodmann
2005-05-05 17:31:45 UTC
Permalink
Post by Hans Sterr
Sinnlos wäre es nur, sich etwas anzuschauen, das einem schon a priori auf
die Nerven geht (und bei manchen in der NG habe ich den Eindruck, sie geben
sich das absichtlich, damit sie dann rummaulen können). Wenn mich die Mona
Lisa nervt: Wieso dann in den Louvre?
Weil es da noch viele andere und weitaus interessantere Bilde rgibt?
8-)
--
Fotografie und Foto - Kunst aus Braunschweig
photography - art - sketches: http://gerrit.brodmann.com
LARP, Mittelalter und Fantasy: http://derLARPfotograf.de
One Minute/Random Photoart: http://one-minute.info
Hans Sterr
2005-05-05 18:50:01 UTC
Permalink
Post by Gerrit Brodmann
Post by Hans Sterr
Wenn mich die Mona
Lisa nervt: Wieso dann in den Louvre?
Weil es da noch viele andere und weitaus interessantere Bilde rgibt?
8-)
Haste auch wieder recht.

Gruß, Hans
Philipp Janßen
2005-05-05 22:03:16 UTC
Permalink
Das "Problem": Ich bin nicht der beste meines Fachs; [...]
Und? Wer ist das schon?
Und genau so schauen sich ja auch die Leute meine Bilder oder die von
anderen an, niemand zwingt sie dazu, und BK ist immer und überall erlaubt -
gerade weil es viele gibt, die eben solche Bilder nicht hinkriegen, und
trotzdem es viele gibt, die's besser können.
Das ist doch gar nicht das Problem[1]. Es ist ja auch nicht gefordert,
dass jeder Fotograf der beste sein soll. Geht ja auch gar nicht. Ich
persönlich fände es aber interessanter, wenn sich mehr Leute mehr zu
ihren Bildern denken würden, als ein schönes Bild machen zu wollen.

Das ewige Reproduzieren der gleichen Bilder ist doch öde. Leider stellt
sich die normative Kraft des status quo sich dem Finden eines eigenen
Stils des einzelnen dadurch entgegen, dass von ihm abweichende Bilder
meist grundsätzlich abgelehnt werden. Das kann man auch hierzugroup in
den BK gut beobachten.

Gruß,
Philipp

[1] - so man denn hier von einem Problem sprechen will.
--
Vor dem Transport dieser Nachricht bitte die Sicherungsschrauben lösen
und die Signature sowie den Header vorsichtig zurückfalten und
arretieren!
<http://www.philippjanssen.de>
Peter Fronteddu
2005-05-06 06:43:05 UTC
Permalink
Post by Hans Sterr
Das "Problem": Ich bin nicht der beste meines Fachs; an die Messners und
Kammerlanders kann ich nicht heran. In der Logik Feiningers (und vieler
anderer hier in der NG) müsste ich damit sofort mit dem Bergsteigen
aufhören, oder genauer: Für mich alleine dürfte ich noch kraxeln, aber
andere sollten daran nicht teilnehmen.
Würde ich so nicht sehen. Erstens ist Feiniger IMO bewusst provokant -
da kann man sich reiben, esganeuso sehen, es anders sehen, hauptsache
man denkt mal über Sinn und Ziel der Fotografiererei nach. Dass dann
jeder für sich andere Schlüsse zieht ist klar.

Und dann gehts ja nicht darum, perfekte Bilder zu produzieren. Eher geht
es darum, sich *vor* dem Fotografieren zu überlegen, warum ich das Bild
machen, was ich damit zeigen will und wem ich es zeigen will.

Wenn *ich* 3689 Blümchen mit meinem 1500EUR Makro und meiner 3000EUR
Kamera fotografieren will, geht das niemandem was an. Vielleicht sammle
ich einfach Blümchenbilder. Oder ich drück halt gerne aufs Knöpfchen.
Vollkommen wurscht, ist meine Sache.
Wenn ich aber diese Blümchenbilder anderen zeige, darf ich halt nicht
beleidigt sein, wenn nix positives zurückkommt ;) Das ist IMO der Punkt.
Wenn ich mit Bilder etwas erreichen will, andere ansprechen will, dann
muss ich mich selbst ein wenig zurücknehmen und lernen, wie man mit
Bildern kommuniziert. Wenn ich selbst fünf Stunden und 300 Bilder
gebraucht hab, bis die Biene endlich mal scharf auf dem Film ist, das
Bild aber ansonsten durchschnittlich ist, dann darf ich keinen Applaus
für meine Geduld erwarten. Wenn mich etwas ergriffen hat, ich das aber
gestalterisch nicht umsetzen kann, werden es andere nicht verstehen.

Wie fast immer ist der Weg das Ziel, aber ein Ziel kann schon hilfreich
sein. Ewig auf formalen Gesichtspukten rumzureiten wäre für mich nichts.
Ich hab hier auch Bücher von Mante und Konsorten rumliegen. Find ich
toll gemacht, gibts nix. "Zeitblende - 50 Jahre Magum Fotografie"
beeindruckt mich trotzdem mehr. Und vom letzten bin ich - obwohl die
reine Technik nicht das Problem wäre - viel weiter weg :(
Post by Hans Sterr
Und genau so schauen sich ja auch die Leute meine Bilder oder die von
anderen an, niemand zwingt sie dazu, und BK ist immer und überall erlaubt -
gerade weil es viele gibt, die eben solche Bilder nicht hinkriegen, und
trotzdem es viele gibt, die's besser können.
ACK, drum sag ich einfach nichts zu Blümchen und Taubildern ;). Ab dem
zehnten "Mensch doll das Blümchen" Kommentar juckts mich zwar manchmal,
aber das bringt nichts. Wenn jemand allzudeutlich nur Bestätigung sucht,
wird man nur beleidigen, egal, was man kritisch dazu anmerkt. Und das
kann ich mir sparen.

Grüße
Peter
Sascha Rheker
2005-05-06 07:20:05 UTC
Permalink
Post by Peter Fronteddu
Post by Hans Sterr
Das "Problem": Ich bin nicht der beste meines Fachs; an die Messners
und Kammerlanders kann ich nicht heran. In der Logik Feiningers (und
vieler anderer hier in der NG) müsste ich damit sofort mit dem
Bergsteigen aufhören, oder genauer: Für mich alleine dürfte ich noch
kraxeln, aber andere sollten daran nicht teilnehmen.
Würde ich so nicht sehen. Erstens ist Feiniger IMO bewusst provokant -
da kann man sich reiben, esganeuso sehen, es anders sehen, hauptsache
man denkt mal über Sinn und Ziel der Fotografiererei nach. Dass dann
jeder für sich andere Schlüsse zieht ist klar.
Und dann gehts ja nicht darum, perfekte Bilder zu produzieren. Eher geht
es darum, sich *vor* dem Fotografieren zu überlegen, warum ich das Bild
machen, was ich damit zeigen will und wem ich es zeigen will.
Feiniger will halt zum Nachdenken anregen/provozieren, für manch einen
ist das aber schon die Aufforderung über das eigene Tun nachzudenken
schon Majestätsbeleidigung. Im übrigen denke ich, daß Feiniger sich auch
nicht wirklich an jedermann wendet um irgendwelche Vorschriften zu
machen, sondern eher an die die ihn lesen, weil sie Antworten suchen.


SASCHA
Hans Sterr
2005-05-06 14:43:13 UTC
Permalink
Da kann ich's mit der Antwort kurz machen: Jetzt volle Zustimmung.

Gruß, Hans
Post by Hans Sterr
Das "Problem": Ich bin nicht der beste meines Fachs; an die Messners und
Kammerlanders kann ich nicht heran. In der Logik Feiningers (und vieler
anderer hier in der NG) müsste ich damit sofort mit dem Bergsteigen
aufhören, oder genauer: Für mich alleine dürfte ich noch kraxeln, aber
andere sollten daran nicht teilnehmen.
Würde ich so nicht sehen. Erstens ist Feiniger IMO bewusst provokant - da
kann man sich reiben, esganeuso sehen, es anders sehen, hauptsache man
denkt mal über Sinn und Ziel der Fotografiererei nach. Dass dann jeder für
sich andere Schlüsse zieht ist klar.
Und dann gehts ja nicht darum, perfekte Bilder zu produzieren. Eher geht
es darum, sich *vor* dem Fotografieren zu überlegen, warum ich das Bild
machen, was ich damit zeigen will und wem ich es zeigen will.
Wenn *ich* 3689 Blümchen mit meinem 1500EUR Makro und meiner 3000EUR
Kamera fotografieren will, geht das niemandem was an. Vielleicht sammle
ich einfach Blümchenbilder. Oder ich drück halt gerne aufs Knöpfchen.
Vollkommen wurscht, ist meine Sache.
Wenn ich aber diese Blümchenbilder anderen zeige, darf ich halt nicht
beleidigt sein, wenn nix positives zurückkommt ;) Das ist IMO der Punkt.
Wenn ich mit Bilder etwas erreichen will, andere ansprechen will, dann
muss ich mich selbst ein wenig zurücknehmen und lernen, wie man mit
Bildern kommuniziert. Wenn ich selbst fünf Stunden und 300 Bilder
gebraucht hab, bis die Biene endlich mal scharf auf dem Film ist, das Bild
aber ansonsten durchschnittlich ist, dann darf ich keinen Applaus für
meine Geduld erwarten. Wenn mich etwas ergriffen hat, ich das aber
gestalterisch nicht umsetzen kann, werden es andere nicht verstehen.
Wie fast immer ist der Weg das Ziel, aber ein Ziel kann schon hilfreich
sein. Ewig auf formalen Gesichtspukten rumzureiten wäre für mich nichts.
Ich hab hier auch Bücher von Mante und Konsorten rumliegen. Find ich toll
gemacht, gibts nix. "Zeitblende - 50 Jahre Magum Fotografie" beeindruckt
mich trotzdem mehr. Und vom letzten bin ich - obwohl die reine Technik
nicht das Problem wäre - viel weiter weg :(
Post by Hans Sterr
Und genau so schauen sich ja auch die Leute meine Bilder oder die von
anderen an, niemand zwingt sie dazu, und BK ist immer und überall
erlaubt - gerade weil es viele gibt, die eben solche Bilder nicht
hinkriegen, und trotzdem es viele gibt, die's besser können.
ACK, drum sag ich einfach nichts zu Blümchen und Taubildern ;). Ab dem
zehnten "Mensch doll das Blümchen" Kommentar juckts mich zwar manchmal,
aber das bringt nichts. Wenn jemand allzudeutlich nur Bestätigung sucht,
wird man nur beleidigen, egal, was man kritisch dazu anmerkt. Und das kann
ich mir sparen.
Grüße
Peter
Erik Krause
2005-05-05 22:15:20 UTC
Permalink
Post by Peter Fronteddu
Falls ich aber die Bilder auch anderen zeigen möchte und falls ich den
Anspruch habe, dass andere erkennen sollen, warum ich ein Bild gemacht
habe, und warum so, und nicht anders - dann sollte ich mir schon
überlegen, warum ich ausgerechnet dieses Bild zeige. Welchen "Sinn" das
Bild hat, welche "Aussage" es haben soll, und ob ich es so gestaltet
habe, dass das beim Betrachter rüberkommt. Damit kann man zwar daneben
liegen, aber das gehört eben zum Lernprozess.
Du hast wahrscheinlich recht. Im Falle von Herrn Feininger halte ich
die Aussage aber für schlichte Rhetorik: Einer Tätigkeit den Sinn
abzusprechen ist eine gängige Methode sie zu diskreditieren, auf eine
Art die es kaum erlaubt zu widersprechen. Nicht besonders feinsinning
für einen Herrn der Fotobücher schreibt. Wahrscheinlich möchte er damit
vermitteln, daß man, wenn man seine Bücher liest, selbstverständlich
nur noch sinnvolle Bilder machen wird...

Zudem klingt "Sinn" in meine Ohren immer gleich nach Sinnsuche und
Sinnfindung. Das sind Dinge über die man sich keine Gedanken zu machen
braucht. Je nach Einstellung und Zynismus kann man jeglicher Tätigkeit
auch noch den letzten Rest Sinn absprechen oder man kann in allem
möglichen sogar einen tieferen Sinn finden.

Ich habe mir schon lange abgewöhnt über den Sinn dessen was ich tue
nachzudenken und mache statt dessen, was mir gefällt. Wenn es anderen
auch gefällt, umso besser. Wenn ich damit Geld verdienen kann, noch
besser.
--
Neu hier? Fragen? -> http://www.drf-faq.de/
Schärfentiefe- etc.- Rechner: http://www.erik-krause.de/schaerfe.htm
Verzeichnung? http://www.erik-krause.de/verzeichnung
Kontrastprobleme? http://www.erik-krause.de/kontrast
Peter Fronteddu
2005-05-06 06:48:43 UTC
Permalink
Post by Erik Krause
Du hast wahrscheinlich recht. Im Falle von Herrn Feininger halte ich
die Aussage aber für schlichte Rhetorik: Einer Tätigkeit den Sinn
abzusprechen ist eine gängige Methode sie zu diskreditieren, auf eine
Art die es kaum erlaubt zu widersprechen.
Ich glaube nicht, dass Feininger überrascht und beleidigt wäre, wenn man
ihm mit der gleichen Arroganz, gut begründet, widersprechen würde. Es
ist halt provokant. IIRC schreibt er auch, man solle sich nicht abmühen,
um aus einem schlechten Motiv ein gutes Bild zu machen. Einfacher ists,
sich gleich ein gutes Motiv zu suchen, und dann versuchen, ein
hervorragendes Bild zu machen.

Ich weiss nicht wies Dir geht, mir hilft der Spruch, Zeit und Materiel
zu sparen :-). Manchmal brauchts provokante und verainfachende Thesen,
um sich mit einem Thema auseinaderzusetzen. Mann kann ja ruhig zu einem
anderen Schluss kommen. Aber man hat mal über sein eigenes Geknipse
nachgedacht. Zu schnell wird man betriebsblind.
Post by Erik Krause
Zudem klingt "Sinn" in meine Ohren immer gleich nach Sinnsuche und
Sinnfindung. Das sind Dinge über die man sich keine Gedanken zu machen
braucht. Je nach Einstellung und Zynismus kann man jeglicher Tätigkeit
auch noch den letzten Rest Sinn absprechen oder man kann in allem
möglichen sogar einen tieferen Sinn finden.
Man kann vieles rauslesen. Ich würde es nicht überinterpretieren.
Post by Erik Krause
Ich habe mir schon lange abgewöhnt über den Sinn dessen was ich tue
nachzudenken und mache statt dessen, was mir gefällt. Wenn es anderen
auch gefällt, umso besser. Wenn ich damit Geld verdienen kann, noch
besser.
ACK, ACK und dreimal ACK :-)

Grüße
Peter
Hans-Jörg Ott
2005-05-03 18:30:55 UTC
Permalink
Post by Tino Anders
Oben aufgezählte Motive sieht man ja häufig genug und jeder von uns hat
sich wohl schon mal aus diesem Vorrat bedient. Und ich denke immer an
Feiningers Kritik, wenn ich solche Bilder sehe und frage mich, ob er
wohl recht hat, wenn er zu dem Schluss kommt, dass es den Fotografen
einfach an eigenen Gedanken und Ideen fehlt und sie deshalb immer wieder
die selben Bilder (nach-)machen.
Gruß, Tino
--
Hallo,

mit großem Interesse habe ich diese Thread verfolgt und bin erfreut, dass
diese Frage mal aufgeworfen wird.

Meine ergänzende Frage wäre nun: Was macht nun das Foto zu einem gelungenen
Foto und welches Foto zeigt wirklich noch einmal was Neues?

Ich frage das, weil ganz häufig in den BKs zu lesen ist: "Keine wirklich
neue Idee, und außerdem ..."

Herzliche Grüße
Hans-Jörg
Juergen Heinzl
2005-05-03 22:23:20 UTC
Permalink
Post by Hans-Jörg Ott
Post by Tino Anders
Oben aufgezählte Motive sieht man ja häufig genug und jeder von uns hat
sich wohl schon mal aus diesem Vorrat bedient. Und ich denke immer an
Feiningers Kritik, wenn ich solche Bilder sehe und frage mich, ob er
wohl recht hat, wenn er zu dem Schluss kommt, dass es den Fotografen
einfach an eigenen Gedanken und Ideen fehlt und sie deshalb immer wieder
die selben Bilder (nach-)machen.
Gruß, Tino
--
Hallo,
mit großem Interesse habe ich diese Thread verfolgt und bin erfreut, dass
diese Frage mal aufgeworfen wird.
Meine ergänzende Frage wäre nun: Was macht nun das Foto zu einem gelungenen
Foto und welches Foto zeigt wirklich noch einmal was Neues?
[-]
1te Frage: Ist am Ende eine individuelle Entscheidung, denn auch wenn es
Kriterien gibt wie ein gelungenes Bild aufgebaut sein sollte und so sind
am Ende nicht alle Menschen gleich.

2te Frage: Ein Bild as etwas zeigt was bisher niemand sonst wahrgenommen
hat wie http://tinyurl.com/7fw6k - vieleicht als Beispiel?

Cheers,
Juergen

PS: Das es ein Photo ist das ich gemacht habe darfst Du ignorieren da
noch so einiges zu tun ist um diesen WWW Auftritt so weit zu bringen das
er es wert waere anderen zugaenglich gemacht zu werden.
Daniela Duerbeck
2005-05-03 23:27:43 UTC
Permalink
Post by Juergen Heinzl
2te Frage: Ein Bild as etwas zeigt was bisher niemand sonst wahrgenommen
hat wie http://tinyurl.com/7fw6k - vieleicht als Beispiel?
Das mit dem Einrahmen scheint nur bei IE zu funktionieren und bei vielen
Bildern gibt es den Punkt Einrahmen gar nicht.
Da solltest Du noch mal ran.

Viele Grüße von Dani
Juergen Heinzl
2005-05-04 12:47:51 UTC
Permalink
Post by Daniela Duerbeck
Post by Juergen Heinzl
2te Frage: Ein Bild as etwas zeigt was bisher niemand sonst wahrgenommen
hat wie http://tinyurl.com/7fw6k - vieleicht als Beispiel?
Das mit dem Einrahmen scheint nur bei IE zu funktionieren und bei vielen
Bildern gibt es den Punkt Einrahmen gar nicht.
Da solltest Du noch mal ran.
[-]
Muss noch einiges gemacht werden, oh ja! Ging auch erstmal um das
Bild das, hoffentlich, mal was neues ist im Vergleich zu (...)

Ein trockenes langes Wochenende 8-}
Juergen
Thomas Tremmel
2005-05-04 17:22:07 UTC
Permalink
Post by Juergen Heinzl
Muss noch einiges gemacht werden, oh ja! Ging auch erstmal um das
Bild das, hoffentlich, mal was neues ist im Vergleich zu (...)
Nein, nicht wirklich. Aber eigentlich finde ich das auch scheißegal,
Hauptsache es gefällt.
Post by Juergen Heinzl
Ein trockenes langes Wochenende 8-}
Schön wärs :-(

Gruß
--
Thomas Tremmel
www.buxtehuder-fotofreunde.de
Reiner Schischke
2005-05-04 17:34:44 UTC
Permalink
Post by Thomas Tremmel
Post by Juergen Heinzl
Ein trockenes langes Wochenende 8-}
Schön wärs :-(
Wieso trocken? is schon wieda Vaddatach in Deutschland?
--
Gut Schluck!
Reiner
Elmar Baumann
2005-05-03 18:33:33 UTC
Permalink
Tino Anders wrote:
[...]
Post by Tino Anders
Bilder ohne Sinn und Bedeutung.
Der Sinn (geistige Gehalt, innere Beziehung) und die Bedeutung
(Wichtigkeit, Wert) liegt im Ermessen des Betrachters. Was mir gefällt,
muss dir nicht gefallen. Sinn lässt sich nicht allgemein verbindlich
definieren. Aussagen wie diese gefallen mir nicht in den
Feininger-Büchern. Leider ist es unüblich, in der "Ich"-Form zu
kritisieren, dann läse sich der Text so:

"Schiffstau- und Aktfotos in Amateurfotozeitschriften machen für mich
keinen Sinn. Ich fragte die Fotografen, warum sie das fotografieren. Sie
konnten es mir nicht sagen und sahen keinen Grund, mit dem Fotografieren
aufzuhören."
--
Homepage: http://www.elmar-baumann.de/fotografie/
Renate Moeller
2005-05-03 18:45:52 UTC
Permalink
[...]
Post by Tino Anders
Bilder ohne Sinn und Bedeutung.
Leider weiss ich nicht mehr, von dem das Zitat stammt:
"In der Kunst gibt es nichts Neues, alles wurde schon einmal geschaffen."

Gruss Renate
--
www.rmfotoart.de
Elmar Baumann
2005-05-04 19:19:11 UTC
Permalink
Post by Renate Moeller
"In der Kunst gibt es nichts Neues, alles wurde schon einmal geschaffen."
Könnte eine Variante sein von "Es geschieht nichts Neues unter der
Sonne", das zurückzuführen ist auf das Alte Testament, Prediger Salomo
(1,9): "Geschieht auch etwas, davon man sagen möchte: Siehe das ist neu?
Es ist zuvor auch geschehen in den langen Zeiten, die vor uns gewesen
sind." Quelle: DUDEN, Zitate und Aussprüche, Mannheim Oktober 1993.
--
Homepage: http://www.elmar-baumann.de/fotografie/
Dietmar Strey
2005-05-03 19:17:22 UTC
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Moin!
Post by Tino Anders
immerhin fünfzig Jahre altes Zitat von Andreas Feininger einwerfen, in
Hoch vom Dach kotzt der Rabe ...
Post by Tino Anders
zusammengerollte Shiffstaue am Kai fotografierte, Akte in verdrehten
Posen, die sich bemühen, wie zufällig ihr Gesicht oder unfotografierbare
Teile der Anatomie zu verdecken, alte Männer mit Bärten, alte Frauen,
die Kruzifixe mit knorrigen Händen umklammern, Brillen auf offenen
Büchern, nachgemachte Mönche, Äpfel kauende sommersprossige Jungen und
Stilleben aus Aluminiumtellern und Vasen - unnötige fotografische
Klischees, Bilder ohne Sinn und Bedeutung.
Gleich auf der ersten Google-Ergebnisseite finden sich jede Menge
Bilder von Feininger, die genau solche Motive zeigen.

Die Antwort auf die Frage nach dem Sinn ist - frei nach Karl Valentin
- ganz einfach: Es ist alles schon mal fotografiert worden - nur nicht
von jedem.

Jm2c
Dietmar
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Warum heißen eigentlich alle Frauen mit Nachnamen jpg?
(Frage an das Internet Orakel)
Andre Beckershoff
2005-05-03 21:58:44 UTC
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Post by Tino Anders
Oben aufgezählte Motive sieht man ja häufig genug und jeder von uns hat
sich wohl schon mal aus diesem Vorrat bedient. Und ich denke immer an
Feiningers Kritik, wenn ich solche Bilder sehe und frage mich, ob er
wohl recht hat, wenn er zu dem Schluss kommt, dass es den Fotografen
einfach an eigenen Gedanken und Ideen fehlt und sie deshalb immer wieder
die selben Bilder (nach-)machen.
Feiniger war eben noch nicht in der Postmoderne angekommen.

Gruß,
André
Maria Winter
2005-05-04 17:41:03 UTC
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Post by Tino Anders
Gelegentlich frage ich Fotografen, warum sie solche Bilder nachmachen.
Ihre Antwort läuft im Grunde auf die Gegenfrage hinaus: Warum nicht?"
Ehrlich gesagt: Ich mache ein Bild weil *ich* denke dass etwas
knipswuerdig waere. Und ich mag weder Herrn Feininger noch sonstwen
deswegen um Erlaubnis fragen muessen. Hab mich schon drueber aufgeregt
als ich meinen Feininer das erste Mal gelesen habe.

Maria
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Alles ist wie immer, nur schlimmer. MIST!
___________________________________(Bernd das Brot)
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