Hallo!
Post by Rainer LatkaNoch bis 14. März ist im Amerikahaus in München eine Fotoausstellung mit
(geschätzt) 70 Fotos aus Afghanistan von Steve McCurry zu sehen.
http://www.amerikahaus.de/programm_ausstellung_frameset.html
Mein Bericht stand zwar schon anderswo in einer Antwort, ich schätze aber
daß er hier besser aufgehoben ist und rühre nochmal die Werbetrommel:
Ich war nämlich neulich dort (d. h. im Amerikahaus am Karolinenplatz 3) und
habe mich über den freien Eintritt gefreut.
Die Ausstellung ist absolut sehenswert, jeder Fotograf, der von sich
behauptet, angesichts der Qualität der Exponate McCurrys nicht eine
gewisse Demut zu empfinden, ist m. M. n. kein Fotograf sondern nur ein
Knipser.
Die Bilder sind im Zeitraum von über 30 Jahren unter z. T. abenteuerlichen
Bedingungen entstanden und interessanterweise alle auf analogem Equipment
- McCurry belichtet vor allem Kodachrome, E100S, E100SW and E100VS und
Portra mit seinen zahllosen Nikon F100- und N90-Gehäusen.
Die ausgestellten Bilder könnten davon profitieren, wenn man sie _nicht_ in
seidenmatt und hinter eine glänzende Glasscheibe hängen würde, gleichwohl
sind die mit "Ultracolor" beschrifteten Großformate von einer fast
surrealen (und wohl mit Digitalausrüstung schwer zu imitierenden)
Farbigkeit nebst Kontrasttiefe. Auch sticht sofort ins Auge, daß es nicht
immer "knackscharf" und vor allem möglichst feinkörnig sein muß. Im
Gegenteil: Das z. T. recht grobe Korn des lichtempfindlichen Materials
unterstreicht noch die Patina und die Morbidität, die den Szenen manchmal
anhaftet.
Über das fotografische Auge des Künstlers und seine Kompositionen muß man
wohl kein Wort verlieren - den stimmungsvollen und glaubwürdigen Portraits
gebe ich übrigens jederzeit den Vorzug gegenüber gut getroffenen aber im
Vergleich doch eher "normalen" Landschaftsimpressionen.
Auch wäre das "Mädchen mit dem grünen Schal und den blauen Augen" [1] nicht
mein Favorit. Selbst die "Flüchtlingsfrau mit dem roten Tuch" [2] ist zwar
absolut grandios, doch finde ich [3] in der Strenge, die einem aus
Kinderaugen entgegenblickt fast noch krasser. Man mag sich fragen, was
dieses Mädchen in den Kriegswirren von Afghanistan durchgemacht hat. Da
und dort meine ich zwar übrigens Lippenstift und Wimperntusche erkannt zu
haben, ich mag mich aber auch täuschen.
McCurry läßt es übrigens nicht bei annähernd "klassischen" Portraits
bewenden, sondern bezieht auch das harte Arbeitsumfeld der Personen mit
ein, ohne dabei künstlich zu wirken: [4].
Kurz gesagt: Jeder, der für gute Fotografie etwas übrig hat, sollte sich
das anschauen und mindestens zwei Stunden Zeit einplanen. Es lohnt sich
wirklich.
Viele Grüße,
Volker
[1]
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[2]
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Preisfrage für Ausstellungsbesucher: Handelt es sich bei dem
obigen Bild um dieselbe Person, die auch
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zeigt?
[3]
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[4]
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