Discussion:
Qualitaet Filmentwicklung und ihr Preis
(zu alt für eine Antwort)
Lueko Willms
2004-05-19 13:38:00 UTC
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Die Diskussion über "Entwicklung + Photo-CD" bringt mich zu der
Frage, inwieweit die eigentliche C41-Filmentwicklung in einem billigen
Großlabor je nach Preis dafür gut oder schlecht ist.

Bei Abzügen, will sagen Vergrößerungen von Farbfilm auf Farbpapier
gibt es sicherlich erhebliche Unterschiede, weil hier doch noch etwas
gefiltert werden muß für eine gute Farbqualität, aber der Film selber
könnte doch durch dieselbe Maschine laufen, egal ob der von einem
billigen oder teuren Wiederverkäufer in Auftrag gegeben wird.

Oder muß man damit rechnen, daß bei einer preiswerten
Filmentwicklung z.B. an der Fixierzeit gespart wird? Die Chemikalien
in der Maschine seltener ausgewechselt werden?

Was sagen die Experten, v.a. diejenigen, die selber als
Schichtleiter in einem Großlabor arbeiten?


mfG,
Lüko Willms http://www.mlwerke.de
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"Kein Land kann seine Probleme in dieser globalisierten Welt allein
auf sich gestellt lösen. Entweder wir retten uns alle zusammen oder
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Martí: Das Vaterland ist die ganze Menschheit."
- Fidel Castro, Caracas (Veneuzuela), 3. Februar 1999
Ralf C. Kohlrausch
2004-05-19 16:31:04 UTC
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Post by Lueko Willms
Oder muß man damit rechnen, daß bei einer preiswerten
Filmentwicklung z.B. an der Fixierzeit gespart wird? Die Chemikalien
in der Maschine seltener ausgewechselt werden?
Nein
Post by Lueko Willms
Was sagen die Experten, v.a. diejenigen, die selber als
Schichtleiter in einem Großlabor arbeiten?
Ich bin weder Experte noch Schichtleiter, habe aber mal ein Großlabor
von innen gesehen. Zumindest in diesem wurden die Filme nicht nach
Auftraggeber sortiert, sondern nach Auftragsart. Also alle 9*13er
zusammen, alle 10*15er auf Qualitätspapier. Die Chemie ist für alle
gleich, auch bei der - ebenfalls möglichen - Hängerentwicklung. Sie
kommt aus einem großen Kreislauf und wird kontinuierlich überwacht und
regeneriert. Mehrere Kreisläufe getrennt zu überwachen würde den
technischen und personellen Aufwand erhöhen und damit die Kosten
steigern. Das gleiche gilt übrigens auch für die Vergrößerungen. Wer da
irgendeine Art von individueller Bearbeitung haben will muß die ganz
große Nummer wählen und bezahlen, dann laufen diese Aufträge durchs
großlaboreigene Minilab. Nachdem sie zuvor mit allen anderen gleich
entwickelt worden sind.

Es gab noch eine Zwischenstufe, da wurde vollautomatisch geprintet, aber
beim Eintüten qualitätskontrolliert und bei Bedarf individuell neu
geprinted. Ganz grundsätzlich läuft das aber alles durch die gleichen
Stationen, die gleiche Chemie, die gleiche Qualitätskontrolle.
Abweichende Vereinbarungen sind in der Regel möglich, dann sollte man
sich vorab mit dem Kundendienst des Labors in Verbindung setzen und kann
dann auch als Endverbraucher seinen Auftrag in der Regel - über die
jeweilige Annahmestelle - zu Händen einer Servicekraft schicken. Die
kontrolliert dann auch, ob die Sache sinnvoll bearbeitet wurde und läßt
bei Bedarf gleich wiederholen. Sinnvoll zum Beispiel bei Nachtaufnahmen
oder extremen Lichtstimmungen, die nicht auf Durchschnitt gefiltert und
belichtet werden sollen. Ob das zum Normalpreis durchgeht oder extra
kostet wäre dann sinnvoll auch vorab zu klären.

HTH
Gruß
Ralf C.

P.S. Gerade die in drf berüchtigten Discounter haben eine effektive
eigene Qualitätskontrolle. Bei zu hoher Fehlerquote gibt's Ärger fürs
Labor bis zur Vertragskündigung. Die Labore stehen unter scharfer
Konkurrenz und wollen dies in der Regel vermeiden. Auch dies ein Grund,
warum für die Billiglinien nicht gesondert geschlampt wird ;-)
Timo Labrenz
2004-05-20 02:31:50 UTC
Permalink
alle 9*13er zusammen, alle 10*15er auf Qualitätspapier. Die Chemie
ist für alle gleich, auch bei der - ebenfalls möglichen -
Hängerentwicklung. Sie kommt aus einem großen Kreislauf und wird
AFAIK liegt gerade da der große Unterschied. Hängeentwicklung ist
langsamer und aufwändiger und wird deshalb in Großlaboren eher nicht
angewendet. In Fachlaboren dagegen schon. Da Hängeentwicklung
berührungsfrei ist (es kommt nur eine Klammer an den Anfang und das
Ende des Films), kann der Film eigentlich nicht verkratzt werden.

Es soll aber inzwischen auch in Großlaboren eine berührungsfreie
Filmentwicklung geben. Gesehen habe ich das selbst noch nicht. Ich
pinge mal Hans-Christian, der hat ein solches Großlabor besucht und
kann dir sicher mehr sagen, falls er gerade Zeit hat.

Die Filmentwicklung im Fachlabor ist normalerweise ja auch garnicht so
viel teurer, die Vergrößerungen schlagen da eher zu Buche.

Gruß

Timo
Hans-Christian Mack
2004-05-20 08:50:40 UTC
Permalink
Post by Timo Labrenz
[...]
Es soll aber inzwischen auch in Großlaboren eine berührungsfreie
Filmentwicklung geben. Gesehen habe ich das selbst noch nicht. Ich
pinge mal Hans-Christian, der hat ein solches Großlabor besucht und
kann dir sicher mehr sagen, falls er gerade Zeit hat.
Jupp...

War vor nicht allzu langer Zeit mal hier beim hiesigen CeWe-Fachcolor
Grosslabor, die eine "Berührungsfreie Entwicklung" propagierten:

Die Filme werden - wie immer - aneinander geklebt - allerdings nicht - wie
IMHO üblich - zu einer normalen großen Filmrollen aufgewickelt, sondern wie
in einer Jobo-Dose auf eine große Spirale aufgefädelt (alles maschinell), so
dass nur der Filmrand mit der Spirale Kontakt hat - die Negativflächen
berühren sich dort nicht - wie es sonst AFAIK üblich ist!
Danach wird diese große Filmrollen-Spirale in die Entwicklungsmaschine mit
mehreren Tanks zur Durchlaufentwicklung gegeben und auch hier wird - wie
AFAIK üblich - nur die Perforation berührt, mit deren Hilfe die Filme weiter
transportiert werden. Danach werden die Filme wieder auf eine
Filmrollen-Spirale (im trockenen Zustand aufgerollt und in die
Ausbelichter-Maschine gegeben, in der die Filme - wieder nur anhand der
Perforation (IMHO üblich) an einem Scanner weiter transportiert werden und
eine AI-Software versucht, die Motive zu deuten und daraufhin - pro Bild -
einen *vermutlich* passenden Satz an Bildverbesserungsmassnahmen (Filter,
Tonwertkorrektur, Kontrast, etc.) anwendet und dann digital ausbelichtet
(auf sehr große Bahnen mit 9*13, 10*15, 13*18 und 18*24 Papier...). Jede
Maschine hat nur eine Papiergrösse, deswegen werden bereits vor der
Entwicklung der Filme nur Filme aufgerollt, die 9*13 haben sollen - eine
andere Rolle hat dann nur Filme mit 10*15, usw.
Der Scanner erkennt die einzelnen Filme an deren Maskenfärbung und deren
Rand-Beschriftung, so dass er auch filmgerecht einigermaßen anstände Abzüge
erzeugen kann -> siehe Google: herausrechnen der Orangemaske eines
CN-Filmes...
Dies alles geschieht nahezu vollautomatisch - nur die Filmrollen-Spiralen
werden per Hand von einer Maschine zur anderen getragen...

Nun weiß ich allerdings nicht, ob dies alles sich irgendwie von einem
'normalen' Grosslabor abhebt (in positiver od. negativer Weise), da dies das
bisher einzige 'Grosslabor' war, das ich besuchen durfte...


Viele Grüße

Hans-Christian
Michael Quack
2004-05-20 11:44:02 UTC
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Da Hängeentwicklung berührungsfrei ist (es kommt nur
eine Klammer an den Anfang und das Ende des Films),
kann der Film eigentlich nicht verkratzt werden.
Das ist die Theorie. In der Praxis muss der Film auf
einen Rahmen gespannt werden, was nur manuell geht.

Manuell behandelter Film ist weitaus gefährdeter als
in eine gepflegten maschine geöffnete Patronen.

Und dann gibt es noch die Flachlabore, die sich durch
besondere Meisterleistungen hervortun. CCD/PPS in
Düsseldorf zum Beispiel war bekannt dafür, die Filme
im Rahmen trocknen zu lassen. Das gab dann an den beiden
Umlenkpunkten schöne Dauerwellen in der Perforation,
die sehr negativen Einfluss auf die Planlage hatten,
und zusätzlich ein paar Kalktriefnasen. Ob die das heute
anders machen, kann ich nicht sagen, ich hab lange keine
Entwicklung von denen mehr gesehen.
Es soll aber inzwischen auch in Großlaboren eine
berührungsfreie Filmentwicklung geben.
Berührungsfrei nicht, aber nur an der Perforation geführt
geht schon seit mindestens 15 Jahren. Es gibt Maschinen,
die grillen den Filmanfang so, dass er stabilisierende
Wellen schlägt, was den Leader ersetzt. Man muss allerdings
beten, dass die Maschine rechtzeitig mit dem Grillen
aufhört, bevor die Bilder anfangen.....
Die Filmentwicklung im Fachlabor ist normalerweise ja auch
garnicht so viel teurer, die Vergrößerungen schlagen da
eher zu Buche.
Richtig.
--
Michael Quack <***@photoquack.de>

....... schliesslich tritt die Nacht in die Welt.
Timo Labrenz
2004-05-20 14:32:46 UTC
Permalink
Post by Michael Quack
Da Hängeentwicklung berührungsfrei ist (es kommt nur
eine Klammer an den Anfang und das Ende des Films),
kann der Film eigentlich nicht verkratzt werden.
Das ist die Theorie. In der Praxis muss der Film auf
einen Rahmen gespannt werden, was nur manuell geht.
Rahmen gibt's bei meinem Fachlabor nur bei Großformat. Alles andere
geht ohne Rahmen. Ich bin davon ausgegangen, dass das Standard ist.
Allerdings sind auch die Fladen dort schön plan. Vermutlich muss man
echt bei jedem Fachlabor testen oder fragen, wie die das machen.

Gruß

Timo
Ingo Liebe
2004-05-25 19:07:37 UTC
Permalink
Hallo,

habe den Treat gerade erst gefunden und will mich mal äußern.
War sicher ich damit gemeint ;-)
Post by Lueko Willms
Die Diskussion über "Entwicklung + Photo-CD" bringt mich zu der
Frage, inwieweit die eigentliche C41-Filmentwicklung in einem billigen
Großlabor je nach Preis dafür gut oder schlecht ist.
Es wird kein Unterschied gemacht.
Einzig das Format, die Oberfläche und die Papiersorte werden
separiert. Ansonsten ist da alles das Selbe.
Klar, man kann kein nachtexpress mit Schlecker mischen.
Das geht schon wegen der Auspreisung nicht.
Aber die Filmentwicklung ist für alle die selbe.
Es werden nicht extra die festgefahrenen Rollen eingebaut, damit
Schlecker auch seine obligatorisch zerkratzten Filme bekommt.
Post by Lueko Willms
Bei Abzügen, will sagen Vergrößerungen von Farbfilm auf Farbpapier
gibt es sicherlich erhebliche Unterschiede, weil hier doch noch etwas
gefiltert werden muß für eine gute Farbqualität, aber der Film selber
könnte doch durch dieselbe Maschine laufen, egal ob der von einem
billigen oder teuren Wiederverkäufer in Auftrag gegeben wird.
Auch da kann ich Dich beruhigen. Wir arbeiten alle Aufträge auf den
selbem maschinen aus. Fehlt bei der Endkontrolle bei einem Discountkunden
ein Bild oder es hat Kratzer wird der gesamte Auftrag genauso am minilab
nachbearbeitet wie ein Fachhändler. geht schneller als nochmal die in
4-er Streifen geschnittenen Negative als nachbestellung zu bearbeiten.
Post by Lueko Willms
Oder muß man damit rechnen, daß bei einer preiswerten
Filmentwicklung z.B. an der Fixierzeit gespart wird? Die Chemikalien
in der Maschine seltener ausgewechselt werden?
Uiuiui, um Himmels Willen. Nein.
Die Zeiten kann man garnicht ändern, ohne auch alle anderen Zeiten
negativ zu beeinflussen.
Stelle Dir einen Endlosfilm vor, der an einem Ende der maschine reinläuft,
Entwickler, Bleichbad und Fixierung durchläuft, danach in die Schlußwässerung kommt
und dann in einem Trockner auch im Durchlauf getrocknet wird. Der Film
kommt vorne trocken raus und wird mit zig weiteren auf Rolle gewickelt.
Dreht man dann die Geschwindigkeit hoch, ist er unterentwickelt, unvollständig
gebleicht und hat einen Schleier vom Silber. Nö, das geht nicht.
Post by Lueko Willms
Was sagen die Experten, v.a. diejenigen, die selber als
Schichtleiter in einem Großlabor arbeiten?
Nunja, ich war so frei.
Jetzt muß ich aber dringend los.

Gruß Ingo
Lueko Willms
2004-05-26 05:19:00 UTC
Permalink
Am 25.05.04
schrieb ***@despammed.com (Ingo Liebe)
auf /DE/REC/FOTOGRAFIE
in ***@uni-berlin.de
ueber Re: Qualitaet Filmentwicklung und ihr Preis
Post by Lueko Willms
Was sagen die Experten, v.a. diejenigen, die selber als
Schichtleiter in einem Großlabor arbeiten?
IL> Nunja, ich war so frei.

Und ich bedanke mich recht herzlich für die Bestätigung meiner
Vermutungen.

IL> Jetzt muß ich aber dringend los.

Ich drücke die Daumen für die Sicherung des Arbeitsplatzes.


MfG,
Lüko Willms http://www.mlwerke.de
/--------- ***@jpberlin.de -- Alle Rechte vorbehalten --

"Die Interessen der Nation lassen sich nicht anders formulieren als unter
dem Gesichtspunkt der herrschenden Klasse oder der Klasse, die die
Herrschaft anstrebt." - Leo Trotzki (27. Januar 1932)
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