Post by Sascha RhekerDann fang mal in einem Aldi oder Lidl an, offen sichbar mit einer DLSR
zu fotografieren
http://www.flickr.com/photos/sooperkuh/3896367619/
(nein, das war natürlich keine DSLR ;)
Post by Sascha RhekerDann schauen wir mal wer sich wundert, wenn sie die Polizei rufen, weil
Du dich weigerst das Fotografieren zu unterlassen oder das Gelände zu
verlassen.
Als jemand der eine vergleichbare Situation schon mehrmals erlebt
hat, kann ich sagen:
* Die Polizei hat bei mir niemand rufen wollen. Im Gegenteil,
ich hab in der Situation jeweils die Verkäuferinnen aufgefordert,
doch die Polizei zu rufen, was nicht passiert ist.
* Die typische Geschäftsführerin ist mit der Situation "da fotografiert
wer in meinem Geschäft" überfordert. Da wird dann hektisch in
der "Zentrale" angerufen. Wenn alle beteiligten höflich bleiben,
dann ist das ganze aber kein Drama.
* Was gekommen ist, war jeweils die Forderung, die Fotos zu löschen.
Das habe ich nicht gemacht, wohl aber hergezeigt, daß es sich
um "harmlose" Dinge handelt (also z.B. nicht Kundinnen in den
Busen fotografieren o.ä.).
* Ich wurde nicht des Geschäfts verwiesen, sondern nur aufgefordert,
das Fotografieren einzustellen (was ich jeweils gemacht habe). Gibt
auch keinen logischen Grund mich am Einkaufen zu hindern, nachdem
ich Fotos gemacht habe.
* Mindestens genausooft wie man am Fotografieren gehindert wird,
sind Verkäuferinnen kooperativ oder wird man schlicht ignoriert.
IMHO vernünftigerweise: Weder hat die Verkäuferin etwas davon,
wenn sie sich da zusätzliche Arbeit macht, noch ist das ganze
ein Problem/Schaden für die Firma (außer im Fall der Leute, die
für die Konkurrenz großflächig Preise abfotografieren, aber
die verhalten sich anders als ein "berichtender" Fotograf).
Ich vermute, daß sich die Fotografierverbote auch meistens genau
auf diese Konkurrenzspione beziehen.
Post by Sascha RhekerÜbrigens kann der Betreiber eines Supermarktes oder eines Freizeitparks
ohne Angabe von Gründen jedermann den Zugang verwehren oder zum
Verlassen auffordern.
Genau das halte ich für ein großes gesellschaftspolitisches Problem.
In dem Maße wie wichtiges "öffentliches" Leben "privatisiert"
wird, indem man es an solche Orte verlagert (z.B. das Einkaufen von
der "echt öffentlichen" Einkaufsstraße hin zum Shopping Mall), in
dem Maß werden ganze Bevölkerungsgruppen vom gesellschaftlichen
Leben ausgeschlossen. Ich habe es durchaus schon erlebt, daß ein
"Sandler" darin gehindert wurde, in einem derartigen Mall einzukaufen(!),
weil er nicht ins Bild gepaßt hat, das der Security-Mann von einem
Kunden gehabt hat.
Auch politische Aktivitäten wie Demonstrationen, das Verteilen von
Flugzetteln, etc. werden so zunehmend verunmöglicht.
Ein Beispiel, wo dieses Spannungsverhältnis sehr heiß diskutiert
worden ist, war das Alkoholverbot im Wiener Museumsquartier:
Der Innenhof des Museumsquartiers wird von einer privaten
Betreibergesellschaft "bewirtschaftet", die (wohl aus dem
Interesse die Gastronomie dort zu fördern) das Trinken von
mitgebrachten Alkohol an diesem "öffentlichen" Platz verboten
hat. Unter dem Druck der Öffentlichkeit wurde das zurückgenommen,
auch weil da sehr schnell klar wurde: Wenn der Staat (oder die
Stadt Wien) mit enormen Subventionen eine derartige Gesellschaft
unterstützt, kann er dann nicht im Gegenzug verlangen, daß
die so geförderten Bereiche auch wirklich der Öffentlichkeit
zur Verfügung stehen?
IMHO wäre es durchaus nicht verkehrt, auch bei der Errichtung
größerer Shopping Malls derartige Bedingungen als Vorbedingung
für die Bau- und Betriebsbewilligung einzufordern, schon alleine
um eine "Chancengleichheit" mit den Innenstädten zu haben.
Post by Sascha RhekerIm wirklichen öffentlichen Raum, z.B. auf dem erfordert sowas einen
Platzverweis durch die Polzei und der ist an ganz andere Voraussetzungen
geknüpft.
Und das ist auch gut so!
/ralph
--
http://www.flickr.com/photos/sooperkuh/