Ralf Pfeifer
vor 18 Jahren
Hallo liebe alle,
wieder einmal läuft die Diskussion, ob fotografisches Blitzlicht einem alten
Kunstwerk schaden kann. Und wie bei allen Diskussionen, die ich zu dem Thema
beobachten konnte, werden bevorzugt Glaubenssätze ausgetauscht.
Ich möchte Euch hier mal einen analytischen Ansatz vorstellen, wie er in den
Ingenieurwissenschaften üblich ist. Ich möchte die Leistung eines Blitzes
mit der der Sonne vergleichen.
1. Sonne
- Laut de.wikipedia.org/wiki/Sonnenstrahlung liegt die Sonneneinstrahlung
um die Mittagszeit zwischen bei 150-700 W/m², je nach Jahreszeit.
2. Blitz (hier: Canon EX 580)
- Laut Handbuch schafft der Blitz mit 4 AA-Zellen vom Alkali-Typ 100-700
Blitze, gehen wir also von 100 Blitzen bei voller Leistung aus
- Laut http://data.energizer.com/SearchResult.aspx hat eine AA-Zelle eine
Kapazität von 2850 mAh. Die Testspezifikation habe ich jetzt nicht genau
analysiert, aber ich nehme jetzt einmal an, dass die Kapazität für
eine Entladung gilt, bei der die Spannung linear von 1,5V auf 0,8 absinkt.
Das macht pro Batterie eine Kapazität von 2,85 Ah * (1,5+0,8)/2 V
~ 11,8 kJ je Batterie
- In jede Auslösung eines Blitzes steckt bei maximaler Blitzleistung
also die Energie von 11,8 kJ * [4 Zellen] / [100 Blitze] ~ 0,47 J
Dies ist das, was die Elektronik aus den Batterien zieht, nicht der
Blitz selbst.
- Einen Teil der Energie verbrät die Elektronik und die Blitzlampe setzt
auch nicht 100% der elektrischen Energie in Licht um. Leuchtstofflampen
haben beispielsweise 25% Wirkungsgrad. Nehmen wir also an, dass 25% der
elektrischen Energie zu Licht werden, dann steckt in jedem Lichtblitz
~ 0,12 J
- Beim Blitzen fällt nicht das gesamte Licht auf's Objekt. Gehen wir mal
davon aus, dass der Motorzoom im Blitz auf maximale Fokussierung steht
(heißt bei Canon Bildwinkel eines 105 mm Objektives) und höchstens 50%
des Blitzlichtes auf's Bild fällt -> 0,06 J je Bild.
3. Zusammenführung der Daten
Nach dieser Rechnung ergibt sich nun folgendes:
0,06 J / 150 W ~ 1,4 s
0,06 J / 700 W ~ 0,3 s
... oder in Worten:
Ein Blitz mit maximaler Leistung wirkt auf ein Bild wie 0,3 s Belichtung
mit sommerlicher Mittagssonne oder wie 1,4 s Belichtung mit
Wintersonnenwendsonne.
4. Aufgabe an Euch
Jetzt gibt es natürlich eine Reihe möglicher Einwände, die Ihr ergänzen oder
vielleicht sogar mit Zahlen und Fakten untermauern könnt:
- Sonnenlicht enthält UV un IR-Anteile. Wie ist es beim Blitz?
- Die meisten Kunstwerke sind mit Glas geschützt. Reduziert das eventuelle
schädliche Strahlungsanteile des Blitzgerätes?
- Sind meine Annahmen für den Blitz zu optimistisch oder zu pessimistisch?
- Wie ist die Wirkung von sekundären Faktoren zu bewerten, z.B. bodennahes
Ozon. Die Sonne schafft's mit stundenlanger Arbeit.
Aber kann das auch ein Blitz?
Und nun viel Spaß beim Grübeln,
Gruß, Ralf.
F'up nach de.rec.fotografie
wieder einmal läuft die Diskussion, ob fotografisches Blitzlicht einem alten
Kunstwerk schaden kann. Und wie bei allen Diskussionen, die ich zu dem Thema
beobachten konnte, werden bevorzugt Glaubenssätze ausgetauscht.
Ich möchte Euch hier mal einen analytischen Ansatz vorstellen, wie er in den
Ingenieurwissenschaften üblich ist. Ich möchte die Leistung eines Blitzes
mit der der Sonne vergleichen.
1. Sonne
- Laut de.wikipedia.org/wiki/Sonnenstrahlung liegt die Sonneneinstrahlung
um die Mittagszeit zwischen bei 150-700 W/m², je nach Jahreszeit.
2. Blitz (hier: Canon EX 580)
- Laut Handbuch schafft der Blitz mit 4 AA-Zellen vom Alkali-Typ 100-700
Blitze, gehen wir also von 100 Blitzen bei voller Leistung aus
- Laut http://data.energizer.com/SearchResult.aspx hat eine AA-Zelle eine
Kapazität von 2850 mAh. Die Testspezifikation habe ich jetzt nicht genau
analysiert, aber ich nehme jetzt einmal an, dass die Kapazität für
eine Entladung gilt, bei der die Spannung linear von 1,5V auf 0,8 absinkt.
Das macht pro Batterie eine Kapazität von 2,85 Ah * (1,5+0,8)/2 V
~ 11,8 kJ je Batterie
- In jede Auslösung eines Blitzes steckt bei maximaler Blitzleistung
also die Energie von 11,8 kJ * [4 Zellen] / [100 Blitze] ~ 0,47 J
Dies ist das, was die Elektronik aus den Batterien zieht, nicht der
Blitz selbst.
- Einen Teil der Energie verbrät die Elektronik und die Blitzlampe setzt
auch nicht 100% der elektrischen Energie in Licht um. Leuchtstofflampen
haben beispielsweise 25% Wirkungsgrad. Nehmen wir also an, dass 25% der
elektrischen Energie zu Licht werden, dann steckt in jedem Lichtblitz
~ 0,12 J
- Beim Blitzen fällt nicht das gesamte Licht auf's Objekt. Gehen wir mal
davon aus, dass der Motorzoom im Blitz auf maximale Fokussierung steht
(heißt bei Canon Bildwinkel eines 105 mm Objektives) und höchstens 50%
des Blitzlichtes auf's Bild fällt -> 0,06 J je Bild.
3. Zusammenführung der Daten
Nach dieser Rechnung ergibt sich nun folgendes:
0,06 J / 150 W ~ 1,4 s
0,06 J / 700 W ~ 0,3 s
... oder in Worten:
Ein Blitz mit maximaler Leistung wirkt auf ein Bild wie 0,3 s Belichtung
mit sommerlicher Mittagssonne oder wie 1,4 s Belichtung mit
Wintersonnenwendsonne.
4. Aufgabe an Euch
Jetzt gibt es natürlich eine Reihe möglicher Einwände, die Ihr ergänzen oder
vielleicht sogar mit Zahlen und Fakten untermauern könnt:
- Sonnenlicht enthält UV un IR-Anteile. Wie ist es beim Blitz?
- Die meisten Kunstwerke sind mit Glas geschützt. Reduziert das eventuelle
schädliche Strahlungsanteile des Blitzgerätes?
- Sind meine Annahmen für den Blitz zu optimistisch oder zu pessimistisch?
- Wie ist die Wirkung von sekundären Faktoren zu bewerten, z.B. bodennahes
Ozon. Die Sonne schafft's mit stundenlanger Arbeit.
Aber kann das auch ein Blitz?
Und nun viel Spaß beim Grübeln,
Gruß, Ralf.
F'up nach de.rec.fotografie
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