Post by Michael JauernigIrgendwann hat man all die Motive, die einen reizen, abfotografiert. Bis
dahin wird die Zahl an reizvollen Motiven mehr oder weniger linear
schwinden. Irgendwann so befürchte ich, hat es sich ausfotografiert, weil
alle Motive oder auch Themen ausgereizt sind.
Wie ich jetzt bei den anderen Postern gelesen habe, bin ich scheinbar
nicht der einzige, bei dem der Spaß an der Fotografie gewissen
Schwankungen unterworfen ist.
Ich fotografiere schon seit frühester Jugend - das macht dann bis jetzt
über zwanzig Jahre. Am Anfang (so bis 18) mit stetig wachsender
Begeisterung und viel Elan, mit Selbstvergrößern und viel Theorie lesen.
Dann ebbte mein Interesse für ein paar Jahre ab. Vermutlich war auch die
Wende schuld, denn jetzt hatte ich plötzlich Zugriff auf soviele Bilder
und alle schienen mir besser als die eigenen zu sein. Wozu also noch
selbst fotografieren? Dennoch ersetzte ich meine Praktica durch eine
Autofokuskamera und fotografierte (auf niedrigem Niveau) weiter.
Schließlich sank mein Filmverbrauch derartig ab, daß die Batterie der
Kamera immer leer war, wenn ich dann doch mal knipsen wollte. Wegen Geiz
und so kaufte ich dann auch meist keine neue.
Der nächste Schub kam mit dem Siegeszug der Digiknipserei. Ich legte mir
auch so ein Teil zu und fotografierte wieder erheblich mehr.
Gleichzeitig stieg jedoch auch wieder das Angebot an spektakulären
Bildern, die mich wieder vor die Sinnfrage stellten.
Mittlerweile akzeptiere ich das einfach. Nein, ich bin nicht der beste
Fotograf dieses Planeten und werde es vermutlich auch nicht mehr werden.
Damit muß ich wohl leben. Dennoch bereitet mir sowohl das Fotografieren
selbst als auch das Betrachten meiner eigenen Arbeiten Freude. Und das
ist doch die Hauptsache.
Mit den Motiven geht es mir ähnlich wie Dir. Wegen Auto-, Geld- und
Fleißmangel komme ich eher nicht so viel rum. Also bleiben oft nur
altbekannte. Aber das ist doch kein Problem. Solange ich diese Motive
noch nicht in jeder erdenklichen Art, bei jedem Licht und aus jeder
Position abgelichtet habe, kann ich doch nicht sagen, ich hätte nichts
mehr zu fotografieren. Wer kann schon von sich behaupten, er hätte jedes
ihn interessierende Motiv in jeder Hinsicht über jeden Zweifel erhaben
'abgearbeitet'?! Meine Schritte zur Vervollkommnung sind eher klein.
Also werde ich vermutlich auch noch mindestens die nächsten zwanzig
Jahre genug Gelegenheit zum Fotografieren haben. Und wenn ich
zwischendurch wieder ein paar Jahre keine Lust habe, ist das auch in
Ordnung.
Gruss, Tino