Discussion:
Verharzter Verschluss
(zu alt für eine Antwort)
Marco Kahs
2005-06-27 13:02:43 UTC
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Hallo,

ich habe mir letztens auf dem Flohmarkt ne alte Reflekta II von Welta
zugelegt. Sie ist vom Gehäuse her in sehr gutem Zustand, nur:

Der Spiegel ist blind (Oberflächenspiegel)... Ersatz ist aber schon
Bestellt, dank an Tom mit seiner Fotoseite (tom.via.de), falls er
mitließt und sich wiedererkennt.

Problematischer ist, daß der Verschluß nicht mehr so richtig tut. Die
kurzen Zeiten, so ab 30stel gehen subjektiv. Ich warte allerdings noch,
bis ich meinen ersten Testfilm voll habe. B geht auch und schließt auch
wieder richtig. Nur die langen Zeiten (besonders 1/2 und 1 Sec) brauchen
zu lange. Sie laufen zwar ab, aber sie haken zwischendurch.

Im Internet habe ich einen Amerikaner gefunden, der behauptet, in der
Baugleichen Peerflekta2 das Problem mit ein paar Tropfen 'Alkohol' in
die Mechanik behoben zu haben. Leider habe ich die Seitenadresse
vergessen und finde sie jetzt nicht mehr einfach wieder.

Jetzt die Frage:
Kann sowas helfen oder mache ich mit sowas nur mehr kaputt als es Nutzen
bringt. Kann ich es versuchen, da es nicht schadet, wenn ich die Kamera
wegen Misserfolg dann doch zur Überholung einschicken muss und die
Chancen auf Erfolg nicht unbedingt bei Null stehen. Gibt es andere
'Hausmittel'?

Ich wollte nicht die Mechanik auseinandernehmen (bin Grobmotoriker),
sonder nur die Verkleidung soweit, daß ich Substanzen auf das
Verschlußinnenleben auftropfen kann.

Danke schonmal für etwaige Antworten,
Marco
Frank Gosebruch
2005-06-27 13:28:06 UTC
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alte Reflekta II von Welta ... der Verschluß nicht mehr so richtig tut...
die langen Zeiten (besonders 1/2 und 1 Sec) brauchen zu lange.
...habe ich einen Amerikaner gefunden, der behauptet, das Problem mit ein
paar Tropfen 'Alkohol' in die Mechanik behoben zu haben. Gibt es andere
'Hausmittel'?
Alkohol würde ich vermeiden, weil Du damit bei Überdosierung u.U. deinen
Verschlußvorhang ruinierst und/oder neben den Harzen noch verbliebene
erwünschte Schmierstoffe auflöst.

Wenn Du die untere Bodenplatte wegschrauben kannst, kommst Du recht gut
ans Hemmwerk und da habe ich dann in solchen Fällen sehr gute
Erfahrungen mit "Ballistol" (gibts im Jäger-Bedarfshandel) gemacht.
Allerdings solltest Du es sehr sparsam einsetzen und auch mal einen Tag
einwirken lassen bevor Du den überschüssigen Rest mit Q-Tips
(Ohrenreinigern) wieder von der Mechanik abhebst.

Die Wirkung ist oftmals verblüffend und für 3-4 Euro bekommst Du eine
große Sprühflasche mit Dosiertülle - meine habe ich seit Jahren.
Gruß Frank
Winfried Buechsenschuetz
2005-06-27 21:21:53 UTC
Permalink
Post by Frank Gosebruch
Alkohol würde ich vermeiden, weil Du damit bei Überdosierung u.U. deinen
Verschlußvorhang ruinierst
Wenn Du die untere Bodenplatte wegschrauben kannst, kommst Du recht gut
ans Hemmwerk
Irgendwie scheinst Du Dich da im Kameratyp vergriffen zu haben, die
Reflekta II ist eine TLR mit Zentralverschluß und KEINE SLR mit
Schlitzverschluß.

Wenn Deine Reflekta einen Vebur-Verschluß hat, dann schraub erstmal die
Frontlinsen raus. Wenn ich mich recht entsinne, hat auch der Vebur einen
Sprengring um den Verschlußkragen, oder muß man da - ähnlich wie beim
Compur - die Deckplatte verdrehen? Werds zu Hause mal nachsehen.

Anschließend Deckplatte und auch die Zeiteinstellscheibe mit den vielen
gekurvten Nuten abnehmen. Obacht geben, daß der Spannring nicht
raushüpft (sollte bei ungespanntem Verschluß kaum passieren). Unten
links ist das Räderwerk des Hemmwerks, dieses vorsichtig mit einigen
Tröpfchen Waschbenzin beträufeln. Nicht zuviel, damit der aufgelöste
Dreck nicht auf die Lamellen fließt. Du kannst auf die sichtbaren
Lagerstellen eine winzige Dosis (nicht Tropfen, sondern kleinste
Tröpfchen) Waffenöl (Ballistol) geben. Das Hemmwerk bitte NICHT komplett
ausbauen - das wäre günstiger, aber die genaue Position des Hemmwerks
(ist mit Langlöchern befestigt) ist wichtig für die Zeitjustierung, und
selbst wenn man die Lage markiert, wirds nie genauso wies mal war.

Zeitenscheibe vorsichtig wieder aufsetzen, darauf achten, daß alle
Stiftchen durch ihre Führungsnuten schauen (ggf. vorsichtig
nachschieben. Verschlußdeckel wieder drauf und sich am wieder funzenden
Verschluß erfreuen.

Winfried Büchsenschütz
--
Immer auf dem aktuellen Stand mit den Newsgroups von freenet.de:
http://newsgroups.freenet.de
Lilian Staerck
2005-06-27 22:46:25 UTC
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Post by Winfried Buechsenschuetz
Tröpfchen) Waffenöl (Ballistol) geben. Das Hemmwerk bitte NICHT komplett
Irgendwo habe ich mal gehört, Ballistol wäre dafür nicht so geeignet,
das es verharzt. Am Rand einer Uraltflasche ist auch ziemlich harziges
Zeug dran. Ich verwende Lubra-Öl von Total, gibt es im Modellbau
fachhandel.

Grüsse,

Lilian
Frank Gosebruch
2005-06-28 05:32:59 UTC
Permalink
Post by Winfried Buechsenschuetz
Irgendwie scheinst Du Dich da im Kameratyp vergriffen zu haben, die
Reflekta II ist eine TLR mit Zentralverschluß und KEINE SLR mit
Schlitzverschluß.
Hoppla, stümmt! In der Eile hatte ich den Typ völlig durcheinander
gebracht - Danke Winfried.
Im Ergebnis (ursprüngliches Thema) bleibe ich aber dabei, daß Marco
gerade weil es sich um einen Zentralverschluß handelt, möglichst keinen
Alkohol verwenden sollte.
Allerdings ist der Aufwand für einen unerfahrenen Bastler, einen
Zentralverschluß selbst zu öffnen ungleich riskanter und langwieriger
als bei einem Schlitzverschluß.

Zu Lilian:
Gerade mit Balistol habe ich diese Erfahrung nicht gemacht; es verharzt
eben nicht und hat unerreichte Kriechfähigkeiten.
Den uralten Zentralverschluß einer Speed Graphic (Graflex) hätte ich
ohne Balistol gar nicht mehr hingekriegt und sogar die
Schlitzverschlußmechanik im Gehäuse (großenteils Holz!) habe ich damit
wieder sauber schnappen lassen.
Jagdwaffen liegen manchmal auch über Jahre bei wechselnden
Klimabedingungen in keineswegs staubdichten Schränken herum und gerade
da hat sich dieses Öl seit Generationen bestens bewährt
Lilian Staerck
2005-06-28 10:02:46 UTC
Permalink
Post by Frank Gosebruch
Jagdwaffen liegen manchmal auch über Jahre bei wechselnden
Klimabedingungen in keineswegs staubdichten Schränken herum und gerade
da hat sich dieses Öl seit Generationen bestens bewährt
Mag sein, Jagdwaffen sind aber weder mechanische Uhren noch
fotografische Feinmechanik...

Grüsse,

Lilian
Frank Gosebruch
2005-06-28 10:18:22 UTC
Permalink
Post by Lilian Staerck
Post by Frank Gosebruch
Jagdwaffen liegen manchmal auch über Jahre bei wechselnden
Klimabedingungen in keineswegs staubdichten Schränken herum und gerade
da hat sich dieses Öl seit Generationen bestens bewährt
Mag sein, Jagdwaffen sind aber weder mechanische Uhren noch
fotografische Feinmechanik...[...] Irgendwo habe ich mal gehört,
Ballistol wäre dafür nicht so geeignet, das es verharzt [zum Reinigen
von Verschlüssen (d. P.)]
Also Gut Lilian,
benutze Ballistol einfach nicht selbst. Wenn Du "IRGENDWO" gehört hast,
daß es anders sei und sich für Kameraverschlüsse nicht eignet, bitte sag
einfach wo, das würde mich dann als Erfahrung auch interessieren.
Ich und Tausende anderer haben damit gute Erfahrungen gemacht und diese
Weitergabe von Erfahrungen (auch positiven!) ist Sinn einer guten NG.

Gruß Frank
Lilian Staerck
2005-06-28 13:00:03 UTC
Permalink
Post by Frank Gosebruch
benutze Ballistol einfach nicht selbst. Wenn Du "IRGENDWO" gehört hast,
Soweit ich mich erinnere war es in einer Zeitung des Club Daguerre
(http://www.club-daguerre.de/) und den Schmodder von vaselineartiger
Konsistenz am Rand einer Ballistolflasche (nicht Spray sondern
Glasflasche mit etwa 50 ml Inhalt) habe ich selbst beobachtet.
Natürlich ist Ballistol ein feines Öl, aber die Prioritäten liegen
hier nicht nur auf Schmierung sondern auch auf Konservierung und
Korrosionsschutz. Das eine muss das andere nicht ausschliessen, aber
die Mechanik von Waffen ist nunmal nicht so fein wie die eines
Kameraverschlusses.

Viele Grüsse,

Lilian
Winfried Buechsenschuetz
2005-06-28 17:39:57 UTC
Permalink
Post by Lilian Staerck
Mag sein, Jagdwaffen sind aber weder mechanische Uhren noch
fotografische Feinmechanik...
..sollten aber niemals klemmen oder verkleben. Und zumindest das
amerik. Waffenöl (Nyoil) ist sehr dünnflüssig. Ballistol hab ich selbst
noch nicht verwendet, ich glaube aber nicht, daß da etwas für Waffen
verkauft wird, was selbige irgendwann zum Klemmen bringt. Nebenbei soll
Ballistol (u.a. aufgrund seiner Dünnflüssigkeit) die Eigenschaft haben,
alte Dreckschichten zu durchdringen und aufzulösen.

Trotzdem möchte ich vor exzessiver Anwendung bei Kameraverschlüssen
warnen. Diese laufen normalerweise trocken (d.h. ohne jegliches
Schmiermittel) (1). Auch dünnflüssiges Öl pappt die Lamellen zusammen,
wenn es erstmal dorthin gelangt. Also wenn überhaupt dann nur in
winzigen Tröpfchen aufbringen und den Verschluß nicht damit
überschwemmen oder einsprühen.

Ich kenne einen amerikanischen Großuhren - und Kamerabastler, der seit
Jahren synthetisches Motoröl der Klasse SAE10 (NUR SAE10, KEIN
Mehrbereichsöl) verwendet.

Wenn möglich, sollte man verklebte Teile immer ausbauen und separat
reinigen. Ich habe sogar schon mal Hemmwerke zerlegt (bis auf die
einzelnen Zahnrädchen), da war unter den Ansätzen der Zahnradachsen an
den Lagerstellen trotz vorherigen Ausspülens mit Benzin noch alter Dreck
zu sehen.

(1) In den Compur-Reparaturanleitungen sind mehrere fettähnliche
Schmierstoffe erwähnt, die aber nur auf Einstellnocken und Bajonettteile
aufgetragen werden - die Zahnräder werden auch da nicht geschmiert.

Winfried Büchsenschütz
--
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http://newsgroups.freenet.de
Marco Kahs
2005-06-29 09:47:35 UTC
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On Mon, 27 Jun 2005 16:21:53
[..Reparaturanleitung..]
Verschlußdeckel wieder drauf und sich am wieder funzenden
Verschluß erfreuen.
Nun, ich finde das schon fast etwas zu komplex für meine Wurstfinger....
Werden mal vorsichtig ein paar Schrauben lösen, aber, sobalt ich Angst
bekomme, werde ich aufhören.

Kennt jemand um Braunschweig oder Salzgitter ne Bastlerklitsche o.ä.,
die sowas zuverlässig und nicht unbedingt zu Appthekenpreisen macht.

Was kann, oder sollte sowas kosten?

Marco
Gerrit Brodmann
2005-06-29 12:52:58 UTC
Permalink
Post by Marco Kahs
Nun, ich finde das schon fast etwas zu komplex für meine Wurstfinger....
Werden mal vorsichtig ein paar Schrauben lösen, aber, sobalt ich Angst
bekomme, werde ich aufhören.
Kennt jemand um Braunschweig oder Salzgitter ne Bastlerklitsche o.ä.,
die sowas zuverlässig und nicht unbedingt zu Appthekenpreisen macht.
Im Moment wüsste ich keine mehr...
Post by Marco Kahs
Was kann, oder sollte sowas kosten?
Dürfte nicht ganz billig werden und sich bei der Kamera nicht wirklich
lohnen.
--
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